Russische Sicherheitskräfte durchsuchen am 17. Juli 2020 die Räume von Nawalnyjs Stiftung zum Kampf gegen Korruption in Moskau. Bild: AP
Bei den jüngsten Protesten für Oppositionsführer Nawalnyj hielten sich die russischen Sicherheitskräfte auffällig zurück. Doch nun legen sie nach: Sie identifizieren Demonstranten auf Videos und nehmen sie zu Hause fest.
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Die vergangenen Tage erhielt Irina Scherbakowa viel ungewollten Besuch. Sicherheitskräfte kamen an ihre Wohnungstür und fragten nach ihrem Mann Alexander. Zunächst früh am Morgen, in Schutzweste und bewaffnet, dann in Uniform, dann in Zivil, schrieb die auch in Deutschland bekannte Moskauer Germanistin und Historikerin auf Facebook. Ihr Mann war nicht in der Stadt. Auf Scherbakowas Frage, was los sei, sagten die Besucher, das wisse sie doch selbst: Der Mann sei zu einer unerlaubten Demonstration gegangen. Man werde so lange kommen, „bis wir ihn mitnehmen“.
Irina Scherbakowas Mann fällt genau in das Raster, das die Sicherheitskräfte offenbar für ihre punktuellen Schläge gegen Widersacher erstellt haben: Er nahm an der Demonstration für den inhaftierten Oppositionsführer Alexej Nawalnyj am Mittwoch voriger Woche teil; gehört zur Moskauer Intelligenz; ist 75 Jahre alt; und verheiratet mit einem Vorstandsmitglied der Menschenrechtsorganisation Memorial, eben Scherbakowa, selbst Anfang siebzig.
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