Vorwahlen in Pennsylvania : Eine gemischte Bilanz für Trump
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Der von Trump unterstützte republikanische Kandidat Mehmet Oz spricht am Dienstag in Pennsylvania. Bild: AFP
Bei republikanischen Vorwahlen in mehreren Bundesstaaten setzen sich nicht nur Trumpisten durch. In Pennsylvania kann der frühere Präsident noch hoffen.
Wieder einmal richteten sich alle Augen auf Pennsylvania, wo manches an die Präsidentenwahl 2020 erinnerte: Es gab Probleme mit der Auszählung der Briefwahlstimmen. Bald machten Gerüchte die Runde, es werde wohl eine Nachzählung nötig werden. Am Ende hieß es: „Too close to call“ – zu knapp war am Dienstagabend der Abstand der beiden Bestplatzierten, zu viele Stimmen waren noch nicht ausgezählt. So ging die parteiinterne Vorwahl um einen Senatssitz in dem traditionellen Swingstate in die Verlängerung. Es war einer der teuersten Wahlkämpfe dieser Vorwahlsaison. Und natürlich stand die Frage im Raum: Welches Gewicht hatte Donald Trumps Wahlempfehlung?
Als gut 80 Prozent der republikanischen Stimmen ausgezählt waren, wandte sich der zu diesem Zeitpunkt knapp vorne liegende Dave McCormick an seine Anhänger: Er werde gewinnen, sagte er, doch leider könnten zehntausende Briefwahlstimmen erst später ausgezählt werden. Daher werde es vorerst keine Entscheidung geben. Der frühere Hedgefonds-Manager war gegen den von Donald Trump unterstützen Fernseharzt Mehmet Oz angetreten. Auch der wandte sich kurz darauf siegessicher an die Öffentlichkeit. Im Laufe des Abends zog er sogar noch an McCormick vorbei, doch eben nicht deutlich genug. In der Schlussphase des Wahlkampfs hatte eine dritte Bewerberin zu dem Führungsduo aufgeschlossen. Am Wahlabend war dann klar, dass die Afroamerikanerin Kathy Barnette, die gleichsam als Trumpistin ohne Trumps Segen angetreten war, „Dr. Oz“ die entscheidenden Stimmen für einen klaren Wahlsieg genommen hatte.
Trump, der in den „Primaries“ nur Leute unterstützt, die hinter seiner „America-first“-Bewegung stehen und sein Wahlbetrugsnarrativ nachbeten, hat mit seinen Wahlempfehlungen die Vorwahlen gleichsam zu Referenden über seinen Einfluss in der Partei gemacht. Er scheute das Risiko nicht, wenngleich er sich abzusichern suchte. Als wenige Tage vor dem Wahltermin etwa der Schub für „Dr. Oz“ ausblieb, rief Trump in der Gouverneursvorwahl dazu auf, Doug Mastriano zu unterstützen. Der Oberst a. D. sitzt im Senat des Bundesstaates Pennsylvania und steht in seiner Partei für eine Art religiösen Nationalismus. Er war am 6. Januar auf der Trump-Kundgebung in Washington, stürmte aber hernach nicht das Kapitol. Obwohl er ein vehementer „America-first“-Republikaner ist, zögerte der frühere Präsident lange, Mastriano zu unterstützen. Erst als sich andeutete, dass seine Wahlempfehlung für „Dr. Oz“ nicht den gewünschten Ausschlag haben könnte, stellte er sich hinter Mastriano – gleichsam um in Pennsylvania am Ende zumindest eine Trophäe vorweisen zu können. Diese Rechnung ging auf: Mastriano gewann die Kandidatur klar.
Die Gouverneurswahl im November ist auch für die Präsidentenwahl 2024 wichtig. Anders als in vielen Bundesstaaten ernennt der Gouverneur in Pennsylvania den „Secretary of State“. Dieser ist der oberste Wahlbeamte des Bundesstaates. Dass die Republikaner tatsächlich mit dem „Stop-the Steal“-Mann Mastriano in den Wahlkampf ziehen, ist für die Demokraten eine ambivalente Angelegenheit: Einerseits zeigt es, dass aus ihrer Sicht die Bedrohung der amerikanischen Demokratie nicht vorüber ist. Andererseits rechnen sich viele Demokraten bessere Chancen gegen Hardcore-Trumpisten aus.
Für die Demokraten waren es nervenaufreibende Tage in Pennsylvania, wenn auch nicht aus politischen Gründen. Der parteiinterne Wahlkampf war eigentlich unspektakulär. So wurde Josh Shapiro, der Justizminister des Bundesstaates, der im November seinen Parteifreund Tom Wolf als Gouverneur ablösen will, parteiintern gar nicht herausgefordert. Wolf darf nach zwei Amtszeiten nicht wieder kandidieren. Shapiro, der sich nach der Präsidentenwahl 2020, als Trump den Demokraten Wahlbetrug vorwarf, gegen den Republikaner zur Wehr setzte, war gleichsam der natürliche Kronprinz Wolfs. Wie der scheidende Gouverneur ist Shapiro auch im moderat-konservativen Lager populär, insbesondere in den wahlentscheidenden Vororten Philadelphias. Die Wahl des 48 Jahre alten Shapiro war Formsache. Im November geht er gegen Mastriano als Favorit ins Rennen.