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Oberst Mamadi Doumboya : Was will der neue starke Mann in Guinea?

Oberst Mamadi Doumboya winkt am 6. September in die Menge. Bild: AFP

Der Putschführer in Guinea, Oberst Mamadi Doumboya, lässt dem Coup schöne Sätze folgen. Er weiß, was vor allem bei der jungen Bevölkerung ankommt. Eine Neuwahl hat er noch nicht angekündigt.

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          Lässig auf eine Brüstung gestützt, im Kampfanzug mit rotem Barett und schwarzer Sonnenbrille: So hatte Oberst Mamadi Doumboya in Guinea den Sturz der Regierung und die Festnahme des 83 Jahre alten Präsidenten Alpha Condé verkündet. Der neue starke Mann im dem westafrikanischen Land weiß, was vor allem bei der jüngeren Bevölkerung ankommt.

          Claudia Bröll
          Politische Korrespondentin für Afrika mit Sitz in Kapstadt.

          Und er weiß, was die nervös gewordenen internationalen Organisationen und Investoren in solchen Situationen hören wollen, sagt Sätze wie „nur ein inklusives politisches System ist ein friedliches“, „es ist unsere Pflicht, das Land zu retten und die Menschen zusammenzubringen“ und schließlich: „ich liebe Guinea“. Im Hintergrund stehen martialisch aussehende Soldaten seiner Eliteeinheit. Selbst während der Fernsehinterviews legen sie Waffen und Kampfhelme nicht ab. Ein friedliches System stellt man sich anders vor.

          Viel deutet daraufhin, dass Doumboya jetzt über längere Zeit die Entwicklungen in dem Staat bestimmt. Auch das restliche Militär scheint sich auf die Seite der Putschisten gestellt zu haben. Der Oppositionsführer Cellou Dalein Diallo befürwortet den Umsturz und spricht von einem „historischen Akt“, der den von pro-demokratischen Gruppen begonnenen Kampf vollende. Ausländische Regierungen und internationale Organisationen fordern die Freilassung Condés, aber nicht seine Rückkehr als Präsident.

          Bis zum vergangenen Sonntag hatten die Guineer den neuen Staatslenker höchstens bei Militärparaden an der Spitze einer Eliteeinheit zur Terrorbekämpfung gesehen. Er war ein Vertrauensmann und Protegé des Präsidenten, wenige hätten vermutet, dass ausgerechnet er ihn stürzen würde. Auch mit politischen Ambitionen ist der 41 Jahre alte Doumboya vorher nicht aufgefallen. Er genießt in Militärkreisen viel Ansehen, gilt als erfahren. Die von ihm geführte Eliteeinheit mit nur wenigen hundert Mann ist die bestgerüstete und schlagkräftigste Truppe im Land. Seine Ausbildung erhielt er unter anderem an einer Militärakademie in Paris und in Israel, war französischer Legionär, führte Truppen in Afghanistan und anderen Krisenherden auf der Welt. Berichten zufolge ist er mit einer Europäerin verheiratet, das Paar hat drei Kinder.

          Bis die von ihm versprochene neue Verfassung „für das Volk“ geschrieben ist, wird es freilich noch dauern, wenn es überhaupt dazu kommt. Neuwahlen hat er bisher nicht angekündigt, sondern die Bildung einer Regierung der nationalen Einheit. Auch dies ist ein hoch gestecktes Ziel in einem Land mit 20 Volksgruppen, von denen die beiden größten um die Macht ringen.

          Doch für viele in dem rohstoffreichen, aber armen Land ist er jetzt ein Hoffnungsträger. Vor allem jüngere Menschen feierten nach der Machtübernahme auf den Straßen. Nur wenige Stunden hatte der Putsch gedauert. Niemand wurde verletzt oder getötet. Die Sorge aber bleibt, dass den schönen Sätzen des wortgewandten Putschistenführers ganz andere Taten folgen.

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