
Liebesgrüße an Moskau?
- -Aktualisiert am
Russlands Präsident Wladimir Putin Bild: AP
Viele Ostdeutsche haben ein ambivalentes Verhältnis zu Russland – wie auch zu Amerika. Sympathien für Wladimir Putin entspringen vor allem einer inneren Auflehnung gegen einen schier übermächtigen Westen.
Am Verhältnis der Deutschen zu Russland lässt sich auch heute noch die einstige Grenze zwischen Bundesrepublik und DDR ablesen. Während die Menschen im Westen überwiegend skeptisch gen Moskau blicken, nimmt, je weiter man in Richtung Osten kommt, die Sympathie für Russland zu. Insofern hat der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) recht, wenn er zunächst nüchtern feststellt, dass es in Ostdeutschland eine eigene Meinung zu dem Thema gibt. Der Zustand der deutsch-russischen Beziehungen kommt bei nahezu jedem seiner Bürgergespräche, mit denen er landauf, landab unterwegs ist, aufs Tapet. Und es sind dort vor allem ältere Menschen, die auf die Russland-Politik der Bundesregierung und des Westens fast ausschließlich mit Ablehnung und Unverständnis reagieren.
Eine ärgerliche und unzulässige Verallgemeinerung ist es jedoch, aus Kretschmers Satz, dass es in Ostdeutschland eine eigene Meinung dazu gibt, zu schließen, dass alle Ostdeutschen hierzu eine Einheitsmeinung verträten. Dem ist nicht so, schon gar nicht unter jüngeren Leuten. Die Ostdeutschen sind auch bei diesem Thema keine homogene Masse. Das zu glauben ist genauso falsch wie die immer wieder auftauchende Annahme, 40 Jahre DDR hätten eine ostdeutsche Identität geschaffen, oder die seit einiger Zeit vor allem publizistisch beförderte These, es gebe eine Art genuines Ostdeutschsein, dem man möglichst auch noch mit einer Ost-Quote zu besonderer Geltung verhelfen müsse.
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