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Russlands Niederlagen : Das Momentum für die Ukraine nutzen

Zerstörtes russisches Kriegsmaterial im September in der Region Charkiw Bild: AFP

Nach den Erfolgen der ukrainischen Truppen im Charkiwer Gebiet sollte der Westen die Unterstützung für die Ukraine rasch ausweiten.

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          Das ukrainische Militär hat in den vergangenen Tagen bewiesen, dass es in der Lage ist, die vom Westen gelieferten Waffen klug und effektiv einzusetzen. Der Kollaps der russischen Front im Gebiet Charkiw ist noch lange kein Sieg, aber er kann zu einer Wende in diesem Krieg werden. Das so entstandene Momentum zugunsten der Ukraine sollte der Westen verstärken, indem er rasch seine eigenen Anstrengungen zu ihrer Unterstützung vergrößert.

          Eine deutliche und demonstrative Ausweitung der Waffenlieferungen zu diesem Zeitpunkt würde sowohl den Kampfesmut der Ukrainer stützen als auch die – wie gerade deutlich sichtbar – ohnehin schlechte Moral in den russischen Streitkräften weiter sinken lassen. Es wäre an der Zeit, dass vor allem Deutschland nicht mehr nur sagt, was alles nicht gehe, sondern Entschiedenheit an den Tag legt.

          Eine schnelle Ausweitung der Unterstützung für die Ukraine ist auch deshalb wichtig, weil noch nicht klar ist, wie Moskau nun reagieren wird. Am Wochenende hat die russische Führung versucht, so zu tun, als sei an der Front nichts Bedeutendes vorgefallen. Während die russischen Truppen eine strategisch wichtige Position nach der anderen räumten, eröffnete Präsident Wladimir Putin in Moskau ein Riesenrad. Offenbar weiß man im Kreml nicht, wie man mit solch dramatischen Verlusten umgehen soll. Doch Putin wird reagieren müssen.

          Er steht dabei jedoch vor einem Dilemma. Wenn er das Blatt militärisch wenden will, muss er mehr Kräfte an die Front werfen. Dazu müsste er von der Linie abrücken, mit der er bisher die Unterstützung seiner Untertanen für den Krieg gesichert hat: Er hat ihn von ihrem Alltag möglichst weit entfernt gehalten.

          Sollte sich Putin für die militärische Eskalation entscheiden, muss die Ukraine dafür gerüstet sein. Erweist es sich für Putin als wichtiger, die Heimatfront ruhig zu halten, sollten die Ukrainer die Mittel dafür haben, diese Chance zur Befreiung der besetzten Gebiete zu nutzen.

          Reinhard Veser
          Redakteur in der Politik.

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