
Erzbischof gestorben : Das Vermächtnis der Generation Tutu
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Desmond Tutu im Jahr 1985 Bild: AFP
Gemeinsam mit Nelson Mandela und Frederick Willem de Klerk schaffte er die friedliche Überwindung der Apartheid. Desmond Tutu gehörte zu den Ausnahmeerscheinungen der Geschichte.
Südafrika hat viele schwere Jahre hinter sich. Andererseits kann sich ein Land, das innerhalb einer Generation historische Figuren wie Nelson Mandela, Desmond Tutu und Frederik Willem de Klerk hervorbringt, im Nachhinein durchaus glücklich schätzen. Nicht zuletzt diesen Männern ist es zu verdanken, dass das Land den Übergang vom Unrechtssystem der Apartheid zu einer Demokratie mit gleichen Rechten für alle weitgehend friedlich geschafft hat.
Desmond Tutu war von den dreien derjenige, der am ehesten in der Öffentlichkeit seinen Gefühlen freien Lauf ließ. Wenn es um Recht und Unrecht ging, kannte er keine Kompromisse. Das bekamen nach dem Ende der Apartheid auch diejenigen zu spüren, die er einst in ihrem Kampf gegen das Regime der Weißen unterstützt hatte. Seine Anstrengungen für einen friedlichen Übergang würdigte das Nobelkomitee schon 1984 mit der Verleihung des Friedensnobelpreises. Tutu erwies sich, im Gegensatz zu einigen anderen Preisträgern, auch im Nachhinein der Auszeichnung würdig. Auf Bitten Mandelas arbeitete er an führender Stelle in der Wahrheits- und Versöhnungskommission mit, die versuchte, die Verbrechen der Apartheid-Ära aufzuarbeiten, ohne zu blutiger Abrechnung Zuflucht zu nehmen.
Die Welt nimmt nun Abschied von denen, die Südafrika maßgeblich geprägt haben. Das Land hat in den vergangenen Jahren schmerzhaft erfahren, dass Menschen wie Desmond Tutu und die anderen führenden Köpfe dieser Generation zu den Ausnahmeerscheinungen der Geschichte gehören. Ein moralisches Gewissen wie den Erzbischof von Kapstadt könnte das Land gut gebrauchen. Die heutigen Führer sind oft vom Schlage eines Jacob Zuma. Der ehemalige Präsident verbüßt wegen Korruption eine Gefängnisstrafe. Aber vielleicht ist ja auch das eine Art Vermächtnis der Generation Tutu. Es ist nämlich nicht überall üblich, dass Mächtige von unabhängigen Gerichten für Untaten zur Rechenschaft gezogen werden.