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Der Islam und die Pandemie : Nicht mehr nach Mekka pilgern?

Arbeiter desinfizieren den Boden rings um die Kaaba im Zentrum der Großen Moschee von Mekka Bild: dpa

Religionsführer haben jetzt eine besondere Verantwortung. Viel hängt von ihrer Bereitschaft ab, die Gläubigen dazu aufzurufen, sich an die Regeln zur Eindämmung von Covid-19 zu halten.

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          Einem Gottesdienst kann man notfalls auch von zu Hause per Livestream folgen. Die Kaaba virtuell siebenmal zu umrunden ist deutlich schwerer. Somit spricht vieles dafür, dass, wenn man richtig zwischen den Zeilen der saudischen Mitteilung liest, die Muslime in diesem Jahr auf die Teilnahme an einem ihrer wichtigsten Rituale verzichten müssen.

          Rund zwei Millionen Menschen vollzogen zuletzt jährlich den Hadsch, die Pilgerfahrt nach Mekka. Sie ist eine religiöse Pflicht – und ein Traum im Leben vieler Muslime. Für seine Verwirklichung wären manche große Risiken einzugehen bereit.

          Angesichts dessen wirft die saudische Aufforderung, Pilger sollten ihre Vorbereitungen ruhen lassen, ein generelles Schlaglicht auf die Verantwortung von Religionsführern in dieser Zeit. Der Islam gibt da ein gemischtes Bild ab. Vielerorts appellierten Gelehrte an die Muslime, den Anordnungen der Behörden umstandslos zu folgen. Die „kleine Pilgerfahrt“ nach Mekka, die Umra, wurde schon ausgesetzt.

          Andernorts beharrten Kleriker und Gläubige dagegen auf der Abhaltung von Massengebeten, etwa in Pakistan. Vereinzelt versuchen sogar religiöse Quacksalber, Infizierte mit Tinkturen oder anderen obskuren Mitteln zu heilen. In einem solchen Fall in Iran schritten die Behörden dagegen ein. Auch ihnen ist klar, dass man die Religion zum Teil der Lösung machen muss – wie in Ägypten, wo der Muezzin nun zum häuslichen Gebet ruft.

          Christian Meier
          Politischer Korrespondent für den Nahen Osten und Nordostafrika.

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