
Über Allah lästern
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Muslime im Juni 2018 in der Großen Moschee in Paris Bild: AFP
Eine Schülerin wird mit dem Tod bedroht, weil sie auf den Islam schimpfte. In Frankreich meinen einige: Das habe sie halt davon. Es ist ungeheuerlich, dass französische Politiker so lange brauchten, um zu widersprechen.
Wenn der französische Präsident sich zu einem pubertären Video äußern muss, liegt irgendwas im Argen. Seit Wochen debattiert Frankreich über seinen Umgang mit dem Islam. Anlass ist, was der sechzehnjährigen Mila geschah, einem Mädchen der Internet-Generation: sendungsbewusst, frech, spontan. Auf Instagram sprach sie über ihre Liebe zu Frauen, als ein junger Muslim sie als „dreckige Lesbe“ beschimpfte. Sie wehrte sich live im Video: „Ich hasse Religion“, sagte sie, „im Koran steckt nichts als Hass“ und „eure Religion ist Scheiße“.
Jeder gläubige Muslim, der das sah, musste sich vor den Kopf gestoßen fühlen, vielleicht verletzt von der Härte der Worte, vielleicht verärgert von der Verweigerung jeglicher Argumente. Doch was dann geschah, rechtfertigt keine Beleidigung der Welt: Eine Welle von Vergewaltigungs- und Morddrohungen brach über das Mädchen herein. Man wollte sie schlagen, mit Säure übergießen, lebendig beerdigen. Als die Hetzer ihr Gymnasium ausfindig machten, musste sie untertauchen. Mittlerweile hat sie die Schule gewechselt, ihre Familie steht unter Polizeischutz.
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