Das zerrüttete Verhältnis von Polizei und Presse
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Auge in Auge mit den „Gelbwesten“: eine französische Polizistin im April 2019 in Paris Bild: AFP
Polizisten und Journalisten stehen sich in Frankreich fremd gegenüber, die Pressefreiheit ist in Gefahr. Deshalb suchte die Regierung den Rat einer unabhängigen Kommission. Unsere Korrespondentin war Teil davon.
Der Anruf kam überraschend. „Könnten Sie sich vorstellen, in einer unabhängigen Kommission das Verhältnis von Polizei und Presse zu untersuchen?“, fragte ein liebenswürdiger Herr am anderen Ende der Leitung. Er stellte sich als Jean-Marie Delarue vor, früherer Vorsitzender der französischen Menschenrechtskommission und Ombudsmann für Haftanstalten. Der Hinweis, als politische Korrespondentin zwar manchmal in das grollende Frankreich der „Gelbwesten“ oder der Banlieue abgetaucht, aber keine Polizeiexpertin zu sein, hatte ihn nicht geschreckt. Es gehe um einen „unbefangenen Blick“.
Eine Woche später nahm ich an einem langen Tisch unter glitzernden Kronleuchtern im einst königlichen „Salon der Marschälle“ des Kulturministeriums Platz. Die Kulisse wirkte einschüchternd. Sollte die angestaubte Pracht des Palais Royal daran erinnern, dass Frankreich schon andere Erschütterungen als den „Rückfall in die dreißiger Jahre“ überstanden hat, vor dem Präsident Emmanuel Macron warnt? Im Innenhof hüpften Kinder auf den schwarz-weißen Säulen des Künstlers Daniel Buren. Im überdimensionierten Saal stellten sich die Stützen der freiheitlichdemokratischen Grundordnung vor: ein Präfekt, eine Staatsanwältin, ein Polizeichef, ein General der Gendarmerie, eine Rechtsanwältin, ein Ministerialbeamter aus dem Innenministerium, ein Juraprofessor, ein Fotograf, eine Lokaljournalistin und zwei Redaktionsleiter. Die frühere Chefin der Polizeiinspektion wurde aus der Bretagne zugeschaltet.
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