
Schottische Unabhängigkeit : Konfrontation mit London
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Entschlossen: Regierungschefin Nicola Sturgeon Bild: dpa
Frust über die Politik von Premierminister Boris Johnson in der Corona-Krise und der erzwungene Brexit lassen Befürworter der Unabhängigkeit Schottlands Morgenluft wittern. Ein Konflikt mit Eskalationspotential.
Politik stärkt oft genau die Kräfte, die sie eigentlich klein halten wollte. Dem britischen Premierminister Boris Johnson, in jüngster Zeit ohnehin etwas glücklos agierend, ist dieses „Kunststück“ nun auch geglückt. Die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon hat angekündigt, ein Gesetz über ein neues Unabhängigkeitsreferendum für ihr Land auf den Weg zu bringen.
Das wäre an sich nicht weiter bemerkenswert, denn erstens tritt Sturgeons Partei schon immer für die Trennung vom Vereinigten Königreich ein. Und zweitens führt juristisch der Weg zur Unabhängigkeit unabdingbar über das Unterhaus in London. Dort aber zeichnet sich keine Zustimmung für eine weitere Volksabstimmung im Norden der Insel ab.
Alles Theaterdonner also? Johnson sollte sich seiner Sache – außerhalb des formalen juristischen Rahmens – nicht zu sicher sein. Zum einen hat er gerade in Schottland mit seiner erratischen Politik in der Corona-Krise noch mehr Sympathien verspielt als ohnehin schon.
Hinzu kommt ein Thema, das im Angesicht des Virus etwas an Aufmerksamkeit eingebüßt hat. Schottland wollte nie aus der Europäischen Union austreten, die Schotten sind aber durch die Umstände dazu gezwungen worden. Kein Wunder, dass viele jetzt den Konfrontationskurs ihrer Ersten Ministerin gegenüber London unterstützen. Hoffentlich waltet auf allen Seiten genug Klugheit, um Verhältnisse wie in Katalonien zu verhindern.