China und das Coronavirus : Das Ende einer Verschwörungstheorie
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Scharfmacher: Zhao Lijian, einer der Sprecher des chinesischen Außenministeriums Bild: AP
Längere Zeit verbreiteten chinesische Diplomaten die Behauptung, das Coronavirus sei vom amerikanischen Militär entwickelt worden. Nun rückt das Land offenbar davon ab – von Entspannung kann trotzdem keine Rede sein.
Die chinesische Regierung nimmt Abstand von der Verschwörungstheorie, nach der das neue Coronavirus vom amerikanischen Militär entwickelt und während der Weltmilitärspiele nach Wuhan eingeschleppt worden sei. Bis Sonntag hatte ein Sprecher des Außenministeriums, Zhao Lijian, tatkräftig dazu beigetragen, dass sich diese Theorie unter Chinesen verbreitete. Immer wieder hatte er auf Twitter Verweise darauf veröffentlicht, die von chinesischen Botschaftern in zahlreichen Ländern weiterverbreitet wurden. Doch dann distanzierte sich der chinesische Botschafter in den Vereinigten Staaten, Cui Tiankai, in scharfen Worten davon, ohne Zhao beim Namen zu nennen.
In einem Interview bezeichnete er derlei Verschwörungstheorien als „verrückte Dinge“. Es sei „sehr schädlich“, wenn Journalisten und Diplomaten über den Ursprung des Virus spekulierten, statt die Klärung den Wissenschaftlern zu überlassen. Cui wurde daraufhin gefragt, ob er oder Zhao für die chinesische Regierung spreche. Seine Antwort: „Ich bin Chinas Repräsentant in den Vereinigten Staaten.“ Seither hält der deutlich jüngere Zhao die Füße still.
Von Entspannung kann keine Rede sein
Zhao ist bekannt für seine aggressive Twitter-Diplomatie. Die Tatsache, dass er jüngst zum Ministeriumssprecher befördert wurde, gilt als Indiz dafür, dass offensives Auftreten auf dem internationalen Parkett im chinesischen Machtapparat inzwischen karrierefördernd ist. Mit seinen Tiraden hatte Zhao auf Äußerungen amerikanischer Politiker reagiert, die ihrerseits die Verschwörungstheorie verbreiteten, das Virus sei in einem chinesischen Labor für Biokampfstoffe entwickelt worden.
Die rhetorischen Spannungen zwischen Peking und Washington hatten sich verstärkt, als Donald Trump dazu überging, den Erreger als China-Virus zu bezeichnen. Dass der amerikanische Präsident davon nun Abstand genommen hat, wurde in China mit Zufriedenheit zur Kenntnis genommen. Von einer Entspannung im Verhältnis zu Amerika kann allerdings nicht die Rede sein. Vor einer Woche hat China die Ausweisung aller amerikanischen Korrespondenten der „New York Times“, der „Washington Post“ und des „Wall Street Journals“ bekanntgegeben. Nur Staatsbürger anderer Länder dürfen noch für die Zeitungen in China arbeiten.