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Tod nach Corona-Infektion : Frankreich trauert um 16 Jahre alte Schülerin

Ärztliche Hilfe für Corona-Patienten Bild: AFP

Im Süden von Paris ist am Freitag eine junge Frau nach einer Coronavirus-Infektion gestorben. Sie soll keine Vorerkrankungen gehabt haben. Ihr Tod hat eine Debatte neu entfacht.

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          Lockiges dunkles Haar, ein strahlendes Lächeln: Das Foto der 16 Jahre alten Julie hat am Freitag die Franzosen erschüttert. Die fröhliche Teenagerin aus einem kleinen Ort im Süden von Paris ist das jüngste Opfer der Coronavirus-Epidemie in Frankreich. Ihre ältere Schwester Manon warnt: „Wir müssen aufhören zu glauben, nur die Älteren seien in Gefahr. Niemand ist vor dem Virus gefeit.“

          Michaela Wiegel
          Politische Korrespondentin mit Sitz in Paris.

          Der Zeitung „Le Parisien“ schilderte sie, dass ihre jüngere Schwester vergangene Woche nur unter leichtem Husten litt. Doch am Wochenende habe sich ihr Befinden urplötzlich verschlechtert. Sie seien zum Hausarzt gegangen, der die Jugendliche sofort ins Krankenhaus überwiesen habe. „Sie hatte keine Vorerkrankungen“, betont die ältere Schwester.

          Vom Kommunalkrankenhaus in Longjumeau wurde Julie in das Kinderkrankenhaus Necker gebracht, wo die besten Covid-19-Spezialisten tätig sein sollen. Wie Julies Mutter Sabine der Nachrichtenagentur AFP schilderte, gab es jedoch ein Problem mit den Testergebnissen: Beide Kliniken hatten demnach einen Abstrich gemacht. Der in Necker durchgeführte Corona-Test fiel negativ aus. Deshalb wurde sie zu ihrer Tochter ins Zimmer gelassen, die Krankenschwester verzichtete auf Schutzkleidung. Doch dann kam das Testergebnis aus Longjumeau: positiv.

          Der Zustand ihrer Tochter habe sich rapide verschlechtert. Sie wurde intubiert, aber ohne Erfolg. „Ihre Lungen haben nicht mehr gearbeitet“, schilderte ihre Schwester. Die Ärzte hätten alles getan, was sie konnten. „Es war brutal. Wir konnten sie nur von weitem ein letztes Mal sehen“, sagte sie. Die Mutter fragt nun, wie es sein könne, dass die Tests so unzuverlässig seien.

          Probleme in der Banlieue

          Am Montag soll Julie beerdigt werden. Wegen des strikten Versammlungsverbotes, dürfen nur maximal zehn Personen anwesend sein. Ihre Oberschule will eine Schweigeminute organisieren, per Videoschaltung. Etliche Eltern haben angefragt, ob ihre Kinder psychologischen Beistand erhalten können. Sie seien von der Nachricht überwältigt.

          Der Tod der jungen Frau, die in ihrer Freizeit gern tanzte und sang, hat die Debatte über die Gefährlichkeit des Virus neu angefacht. Der Leiter der französischen Gesundheitsbehörde, Jerome Salomon, sagte, Julies Tod sei eine „sehr wichtige Information“. Auch wenn es extrem selten sei, könnten auch jüngere Menschen an einer schweren Form erkranken. Salomon mahnte einen strikten Respekt der Ausgangssperren an.

          Auch Premierminister Edouard Philippe richtete einen Appell, das Ansteckungsrisiko ernst zu nehmen. Insbesondere in den Banlieue-Siedlungen vor Paris werden die Ausgangssperren nicht respektiert. Es fehlt der französischen Polizei aber an Personal, über eine strikte Einhaltung zu wachen.

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