Britische Corona-Maßnahmen : Willkommen in der „Christmas Bubble“
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Passanten gehen am Mittwoch in Cardiff an Weihnachtsmarktständen vorbei. Bild: dpa
Bis zu drei britische Haushalte dürfen die Weihnachtstage gemeinsam feiern. Ein Wechsel der „Blase“ ist nur Scheidungskindern erlaubt. Kritik kommt von Gastronomen – und von Wissenschaftlern.
Die Ausnahmeregeln, die für das diesjährige Weihnachtsfest im Vereinigten Königreich gelten sollen, sind am Mittwoch von verschiedenen Seiten kritisiert worden. Skeptiker in der Konservativen Partei erklärten die Lockerungen der Kontaktsperren für unzureichend, während Virologen vor der Gefahr neuer Masseninfektionen warnten. Auch in der Regierung selbst wurde der Kompromiss mit den Ministerpräsidenten in Schottland, Wales und Nordirland unterschiedlich intoniert.

Politischer Korrespondent in London.
Kabinettsbürominister Michael Gove, der die Verhandlungen geführt hatte, sagte, die Regelung für die Weihnachtszeit biete „Hoffnung für Familien und Freunde, die in diesem schwierigen Jahr viele Opfer gebracht haben“. Premierminister Boris Johnson hob hingegen die Risiken hervor und appellierte an die Vernunft der Bürger: „Das Virus kennt Weihnachten nicht, und wir müssen alle vorsichtig sein“, sagte er.
Kritik am „wirren Denken“ der Verantwortlichen
Der Kompromiss sieht vor, dass sich zwischen dem 23. und dem 27. Dezember bis zu drei Haushalte zu einer „Christmas Bubble“ (Weihnachtsblase) zusammenfinden dürfen. Die Größe der jeweiligen Haushalte spielt dabei keine Rolle. Die Weihnachtsblase darf allerdings nicht gewechselt werden.
Eine Ausnahme gilt nur für Scheidungskinder, die sich an verschiedenen Tagen in verschiedenen Blasen aufhalten dürfen. Gestattet ist das gemeinsame Feiern in Privaträumen. Restaurants, Pubs, Hotels oder Theater darf die „Christmas Bubble“ – dort, wo diese überhaupt geöffnet haben – nicht besuchen.
An diesem letzten Punkt setzen Kritiker an. „Wie kann es sein, dass sich drei Haushalte in einem privaten Haus treffen dürfen, aber nicht in der geräumigen Umgebung eines Pubs oder eines Restaurants?“, fragte der frühere Verteidigungsminister Liam Fox. Vertreter der Gastronomie sagten, die Pläne seien „wirrem Denken“ entsprungen und die Verantwortlichen hätten sich zum „Gespött“ gemacht.
Zu weit gehen die Lockerungen hingegen manchen Wissenschaftlern. Andrew Hayward, Epidemiologe am Londoner King´s College, sagte in der BBC, die Regelung gieße „Öl ins Covid-Feuer“ und drohe eine „Dritte Welle“ der Ansteckungen auszulösen. Johnsons Aufruf zur Vorsicht wurde vom Hygiene-Mediziner Graham Medley kritisiert. „Das Risiko der Bevölkerung, den Gesundheitsdienst zu belasten, wird jetzt auf uns als Individuen abgewälzt“, sagte er.