Corona-Proteste in Italien : Gegen Maskenpflicht und Papst Franziskus
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Teilnehmer einer Demonstration gegen die staatliche Corona-Politik in Italien haben sich auf der Piazza Bocca della Verita in Rom versammelt. Bild: dpa
In Rom haben am Wochenende rund 2000 Menschen gegen die staatlichen Corona-Maßnahmen demonstriert. Dabei verbrannten sie auch ein Bild von Papst Franziskus. Deutlich gestiegene Infektionszahlen nähren derweil die Angst vor einer zweiten Welle.
Am Montag war in Italien „rientro“: Rückkehr in Beruf und Alltag nach den langen Sommerferien. Zugleich verlängerte Ministerpräsident Giuseppe Conte per Dekret die Geltungsdauer einschlägiger Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie bis Ende September. Danach gilt im ganzen Land in öffentlichen Gebäuden, in Geschäften sowie in Transportmitteln weiter die Pflicht, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Busse und Bahnen dürfen künftig bis zu achtzig Prozent statt wie bisher zu fünfzig Prozent besetzt sein. In der Öffentlichkeit soll weiter ein Abstand von mindestens einem Meter eingehalten werden. Größere Ansammlungen, auch Tanz- und Konzertveranstaltungen sowie Sportveranstaltungen mit Fans bleiben landesweit verboten. Auf Plätzen und an anderen Orten, wo abends viele Menschen zusammenkommen, gilt von 18 bis 6 Uhr auch unter freiem Himmel Maskenpflicht.
Am Samstag hatten in Rom etwa 2000 Menschen gegen die Corona-Schutzmaßnahmen und gegen die Linkskoalition protestiert. Die hat kürzlich den schon am 31. Januar verhängten nationalen Notstand bis Mitte Oktober verlängert. Bis dahin kann Conte faktisch ohne Zustimmung des Parlaments „durchregieren“. Bei dem Protest gegen die „Gesundheitsdiktatur“, bei dem die Teilnehmer ostentativ gegen die Masken- und Abstandspflicht verstießen, war auf einem Transparent (auf Deutsch) zu lesen: „Für die Freiheit der Welt – Wir sind mit Berlin“. Doch so viele Demonstranten wie in der deutschen Hauptstadt brachten die Organisatoren bei weitem nicht zusammen. Bei dem Protest wurde auch ein Plakat mit einem Foto von Franziskus verbrannt: Der „linke“ Papst gilt als Erfüllungsgehilfe der Regierung Conte.
Angst vor der zweiten Welle
Italien, das im Februar als erstes in Europa vom Coronavirus aus China erfasst worden war, blickt derzeit mit Sorge auf eine mögliche zweite Welle der Infektionen. Tatsächlich ist die Zahl der Neuinfektionen jüngst wieder gestiegen. Am Freitag wurden mehr als 1733 neue Infektionen mit Sars-Cov-2 binnen 24 Stunden registriert, das war der höchste Wert seit Anfang Mai. Tags darauf gingen die bestätigten Neuinfektionen zwar leicht auf 1695 zurück, dafür stieg die Zahl der Todesfälle an einem Tag von elf auf 16 – so viele wie seit Wochen nicht. Am Sonntag wurden dann 1297 Neuinfektionen registriert, es wurden aber auch deutlich weniger Tests vorgenommen als an den Tagen zuvor. Auch die Zahl der auf Intensivstationen behandelten Covid-19-Patienten steigt leicht, aber stetig: Am Sonntag waren es 133, zwölf mehr als am Vortag. Insgesamt liegen im ganzen Land derzeit 1683 Patienten mit Covid-19-Symptomen im Krankenhaus.
Der prominenteste Risikopatient ist Silvio Berlusconi. Der bald 84 Jahre alte frühere Ministerpräsident wird seit Freitagabend wegen einer beidseitigen Lungenentzündung im Mailänder San-Raffaele-Krankenhaus behandelt, muss aber nicht künstlich beatmet werden. Regierungschef Conte hatte der Nation schon am Samstag beim jährlichen Wirtschaftstreffen „Ambrosetti Forum“ in Cernobbio am Comer See versprochen, dass es keinen zweiten nationalen Lockdown geben werde: „Die Zahlen steigen, aber wir stehen nicht mehr vor einer Explosion der Infektionen.“ Anders als im Februar gebe es nun mehr Kontrollen und genaue Analysen des Infektionsgeschehens. Deshalb werde man in der Lage sein, mit „örtlich begrenzten Maßnahmen die Infektionsherde in den Griff zu bekommen“, versicherte der Regierungschef.