Macrons Kraftausdruck war kein Ausrutscher
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Emmanuel Macron im April 2021 in Saint-Remy-sur-Avre Bild: Reuters
Eine Mehrheit der Franzosen findet, ihr Präsident solle keine Schimpfworte benutzen. In der Sache stimmen sie Emmanuel Macron aber zu. Die Nationalversammlung verabschiedet derweil die Einführung eines Impfpasses.
Präsident Macrons Kraftausdruck für die Ungeimpften stößt auf ein geteiltes Echo. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Harris Interactive lehnen 60 Prozent der Franzosen die Ausdrucksweise ab. Macron hatte das Verb „emmerder“ benutzt, das umgangssprachlich für „jemanden mächtig nerven“ benutzt wird, mit einem leicht skatologischen Unterton. Er wolle die Ungeimpften mächtig nerven, bekundete der Präsident, der sonst am liebsten Schriftsteller von Goethe bis Victor Hugo zitiert. Er wurde auch gleich konkret und sagte, sie sollten weitgehend vom Sozialleben ausgeschlossen werden und nicht mehr reisen, ins Restaurant oder Café gehen oder sich im Kino oder Theater vergnügen können.
68 Prozent der Franzosen äußerten in der Umfrage die Meinung, ein Präsident sollte keine umgangssprachlichen Kraftausdrücke verwenden. Nur die Anhänger der Präsidentenpartei La République en marche (LREM) sind anderer Meinung: Sie heißen das Schimpfwort zu 60 Prozent gut. Was den Kern der Aussage des Präsidenten angeht, stimmen die meisten Franzosen Macron zu. 60 Prozent äußern Zustimmung zu der Regierungspolitik, den Druck auf die Ungeimpften zu erhöhen und die Einschränkungen für sie zu verstärken, damit sie sich impfen lassen. Bei den geimpften Befragten ist die Zustimmung noch höher: 68 Prozent befürworten die Regierungspolitik. Unter den LREM-Anhängern sind es sogar 90 Prozent der Befragten. „Die Äußerungen des Präsidenten entsprechen der Wut einer großen Mehrheit der Franzosen über die Menschen, die sich nicht impfen lassen wollen. Wenn Sie heute mit Franzosen sprechen, werden ihnen viele sagen, dass man die Menschen, die sich gegen eine Impfung entscheiden, nicht einmal intensivmedizinisch behandeln sollte“, sagte Regierungssprecher Gabriel Attal.
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