Soziale Tsunamis und Hungerschlangen
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Freiwillige Helfer bereiten in Madrid Lebensmittelpakete zur Verteilung vor. Bild: AFP
In Spanien hat die Armut infolge der Corona-Krise drastisch zugenommen: Allein in Madrid kommen mehr als 100.000 Menschen ohne Armenküchen und Lebensmittelhilfe nicht mehr über die Runden. Spaniens Regierung will deshalb eine Art Hartz IV einführen.
Die Schlangen werden immer länger. An manchen Tagen stehen bis zu 500 Menschen, die mit Masken und Sicherheitsabstand für Brot, Säuglingsmilch, Olivenöl und Windeln an. „Die Zahl der Hilfebedürftigen hat in Madrid und Barcelona um bis zu 70 Prozent zugenommen“, sagt Kiko Lorenzo vom katholischen Hilfswerk Caritas in der spanischen Hauptstadt, wo man von „Hungerschlangen“ spricht. Mehr als 100.000 Menschen kommen in Madrid ohne Armenküchen und Lebensmittelhilfe nicht mehr über die Runden. In der Stadtverwaltung spricht man von einem „sozialen Tsunami“, den die Corona-Pandemie entfacht hat.
Dabei sind in Spanien die Wunden der letzten Krise noch gar nicht verheilt. 16 Prozent der Bevölkerung gelten als arm; fast 30 Prozent der Kinder sind von Armut bedroht. Erst langsam hatte sich Spanien von der großen Wirtschaftskrise vor einem Jahrzehnt erholt. Nun will die Regierung den ärmsten Spaniern mit einer Sozialreform beistehen, die der sozialistische Ministerpräsident Pedro Sánchez als „historisch“ bezeichnet. An diesem Freitag wird das Kabinett den Plan für eine zeitlich unbefristete Sozialhilfe beschließen, um die größte Not zu lindern.
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