EU schlägt Impfziel vor : Herdenimmunität bis zum Sommer
- -Aktualisiert am
Eine Krankenschwester impft eine medizinische Fachkraft in einem Krankenhaus in Barcelona mit dem Impfstoff von Pfizer-Biontech Bild: dpa
Die nationalen Impfkampagnen müssen nach Ansicht der EU-Kommission beschleunigt werden. Bis Sommer sollten 70 Prozent aller Erwachsenen geimpft sein. Darauf sollen sich die Regierungschefs nach dem Willen der Kommission festlegen.
Die EU-Kommission dringt auf eine raschere Durchführung der Impfkampagnen in den Mitgliedstaaten. Vor einer Videokonferenz der Staats- und Regierungschefs am Donnerstag schlug sie am Dienstag gemeinsame quantitative Ziele vor. So sollen in allen Mitgliedstaaten bis Ende März mindestens achtzig Prozent der Bevölkerung über achtzig Jahren und achtzig Prozent der Beschäftigten im Gesundheits- und Pflegewesen geimpft werden.

Politischer Korrespondent für die Europäische Union, die Nato und die Benelux-Länder mit Sitz in Brüssel.
Bis zum Sommer sollen mindestens siebzig Prozent der erwachsenen Bevölkerung Impfschutz genießen, um Herdenimmunität zu erreichen. „Wir sind zuversichtlich, dass diese Ziele vollständig erreicht werden können“, sagte der für Gesundheit verantwortliche Vizepräsident Margaritis Schinas. Damit rückt die Kommission die notwendige Umsetzung der nationalen Impfpläne in den Mittelpunkt, nachdem zuvor lange über die Impfstoffbeschaffung diskutiert worden ist.
Deutschland hinkt mit genetischer Untersuchung hinerher
In ihrer Mitteilung verweist die Kommission darauf, dass mit den bestellten 2,3 Milliarden Dosen mehr als eine Milliarde Menschen geimpft werden können. Allein die schon zugelassenen Impfstoffe von Biontech-Pfizer und Moderna reichen für achtzig Prozent der EU-Bürger. Allerdings zeigen sich gut drei Wochen nach Beginn der Impfungen erhebliche Unterschiede bei den nationalen Impfquoten. Während Dänemark schon fast 3 Prozent seiner Bevölkerung geimpft hat, sind es in den Niederlanden und Bulgarien weniger als ein halbes Prozent. Deutschland meldete zuletzt 1,37 Prozent.
Angesichts der besonders ansteckenden britischen und südafrikanischen Virusvarianten fordert die Kommission die Staaten außerdem „dringend“ auf, mehr Abstriche genetisch zu untersuchen. Nur so kann die Variante nachgewiesen und lokal eingedämmt werden. Während Dänemark auch hier führend ist und 15 Prozent aller Proben sequenziert, sind die meisten Staaten dazu kaum oder gar nicht in der Lage. Das betrifft auch Deutschland, wo seit September lediglich 0,06 Prozent der Abstriche entschlüsselt wurden. Dieser Anteil soll nach dem Willen der Kommission auf mindestens fünf, besser noch zehn Prozent steigen.
Nur am Rande geht die Mitteilung auf die Debatte über Impfzertifikate ein. Sie sollen zunächst nur zur Dokumentation im Gesundheitswesen dienen. Die Kommission will bis Ende des Monats ein Formular entwickeln, das die Weltgesundheitsorganisation als globalen Standard festlegen könnte. Zur Debatte über Erleichterungen, etwa beim Reisen, heißt es dagegen, sie komme „verfrüht“.