Coronavirus im Nachbarland : Frankreich hält an strikten Ausgangsbeschränkungen fest
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Hier sitzt vorerst keiner mehr: Mitarbeiter der Stadtverwaltung entfernen die berühmten blauen Stühle auf der Promenade in Nizza. Bild: dpa
Zwei Wochen nach Inkrafttreten strenger Ausgangsbeschränkung in Frankreich zeichnet sich eine leichte Verbesserung der Corona-Situation ab. Für erste Lockerungen sei es aber zu früh, sagt Premierminister Jean Castex.
Trotz einer leichten Verbesserung der Corona-Situation hält Frankreich an seinen strengen Ausgangsbeschränkungen für noch mindestens zwei Wochen fest. Es wäre „unverantwortlich“, die Regeln jetzt zu lockern oder aufzuheben, sagte Frankreichs Premierminister Jean Castex am Donnerstagabend. Es handle sich bisher nur um einen fragilen Trend. Der Druck in den Krankenhäusern sei extrem hoch, und der Spitzenwert bei den Krankenhauseinweisungen habe sogar die Zahlen vom April übertroffen. Einer von vier Todesfällen im Land werde derzeit mit Covid-19 in Verbindung gebracht.
„Ich habe dem Innenminister die Anweisung gegeben, streng zu sein, und ihn gebeten, die Mobilisierung der Strafverfolgungsbehörden, insbesondere in Paris, (im Großraum der Hauptstadt) Île de France und den Großstädten, weiter zu verstärken“, sagte Castex. Der Premier warnte mit Blick auf Weihnachten und Silvester davor, mit mehreren Dutzend Menschen zu feiern. Das wäre „unvernünftig“. Laut Gesundheitsminister Olivier Véran könnte Frankreich den Höhepunkt der Epidemie in den nächsten Tage erreichen.
Heimliche Treffen mit den Liebsten
In dem Land mit rund 67 Millionen Einwohnern gelten seit rund zwei Wochen strenge Ausgangsbeschränkung. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte angekündigt, dass die Maßnahmen zunächst rund einen Monat bis zum 1. Dezember befristet sein sollten. Nach den ersten zwei Wochen sollte es eine erste Überprüfung der Lage geben. Beobachter hatten nicht damit gerechnet, dass es bereits Lockerungen geben könnte.
Die Menschen dürfen in Frankreich nur aus triftigem Grund auf die Straße – das wird polizeilich kontrolliert. Der Einzelhandel und Restaurants sind geschlossen. Anders als im Frühjahr sind Schulen aber geöffnet. Mehr als 42.000 Menschen sind bisher im Zusammenhang mit Corona in Frankreich gestorben.
Indes ergab eine am Donnerstag in Paris veröffentlichte Umfrage des Instituts Ifop, dass rund 60 Prozent der Franzosen mindestens einmal gegen die seit zwei Wochen geltende Ausgangssperre verstoßen haben, so etwa für heimliche Treffen mit der Familie, mit Freunden oder Sexpartnern. Rund 23 Prozent gaben an, sich mit Angehörigen getroffen zu haben, rund 20 Prozent empfingen zuhause Freunde oder besuchten sie. Fast jeder zehnte traf sich demnach mit einem Sexpartner.
Andere gaben an, für Spaziergänge oder Sport die erlaubte Grenze von einer Stunde täglich im Umkreis von einem Kilometer um die Wohnung überschritten zu haben. Der Leiter der Ifop-Studie, François Kraus, sagte, der zweite Lockdown werde in Frankreich deutlich weniger beachtet als der im Frühjahr. „Es gibt weniger Sorge um die Gesundheit, besonders bei jungen Menschen“, stellte er fest. Vor allem bei Singles gebe es ein „Gefühl der Unverwundbarkeit“.