Corona-Bekämpfung : „Was Taiwan macht, fühlt sich richtig an“
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Ende März in Taipeh: gute Laune trotz Gesichtsmaske Bild: AP
Ein Deutscher reist nach Taipeh. Er ist begeistert, wie sich die Menschen dort ganz entspannt das Virus vom Leib halten. Zurück in Hamburg, wird er erst einmal verspottet – für seine Maske.
Herr Mölck-Tassel, wann sind Sie nach Taiwan gereist?
Wir sind am 10. Februar geflogen. Die Reise war lange geplant, wir haben zum ersten Mal die Familie der Freundin meines Sohnes besucht. Freunde hatten uns gewarnt, China ist ja nah.
Damals glaubte man, es würden sehr viele Taiwaner an Covid-19 erkranken. Die Johns-Hopkins-Universität hatte für das Land ein hohes Risiko vorausgesagt, die weltweit meisten Corona-Fälle aus China zu importieren. Inzwischen gilt Taiwan als Vorbild. Aktuell hat es bei 23 Millionen Einwohnern gerade mal 348 Covid-19-Fälle.
Ja. Mein Sohn hatte uns beruhigt. Er war vor zwei Jahren schon mal in Taiwan gewesen. Schon damals wurde am Flughafen Fieber gemessen, und er hatte welches. Daraufhin musste er seine Telefonnummer angeben, und drei Tage später rief ihn ein Beamter an: ob es ihm jetzt bessergehe. Mein Sohn hatte den Eindruck: Die sind grundsätzlich vorsichtig.
Wohl auch wegen Sars. Die Krankheit traf Taiwan vor 17 Jahren schwer.
Ja, gut möglich. Jedenfalls machten wir uns keine großen Sorgen. Taiwan hatte damals knapp 20 Corona-Fälle, Deutschland noch etwas weniger. Wir flogen also in Hamburg los, niemand trug Masken, und stiegen in Paris um. Dort zogen wir dann allerdings Masken an.
Warum?
Unser Sohn war vor einigen Jahren sehr schwer krank, er hatte eine Stammzellentransplantation und gehört zur Risikogruppe. Seine Onkologin sagte, die Reise sei nicht ungefährlich. Also wollten wir uns und ihn schützen. Wir trugen FFP2-Masken – das sind die, die zum Eigenschutz taugen.
War das nicht ein seltsames Gefühl?
Nein, wir hatten diese Masken monatelang zu Hause getragen, als es unserem Sohn sehr schlecht ging. Uns war klar, dass Masken sehr viel bringen, und wir sind daran gewöhnt, sie zu tragen. Außerdem trugen im Abflugbereich fast alle Asiaten auch schon Masken, die Europäer allerdings nicht.
Wie war die Ankunft in Taipeh?
Wir saßen noch im Flieger, da kamen schon Beamte mit Mundschutz und gelber Weste rein. Sie verteilten Formulare, in denen wir eintragen mussten, ob wir in den zurückliegenden 14 Tagen in China waren, ob wir uns krank fühlen, Fieber haben. Wir mussten unsere Adresse in Taiwan angeben, unsere Handynummer, und wir mussten uns schriftlich verpflichten, in den ersten 14 Tagen nach unserer Ankunft in der Öffentlichkeit eine Maske zu tragen. Als wir dann aus dem Flugzeug stiegen, reichten uns Hostessen einen laminierten Handzettel. Da standen Verhaltensregeln drauf: in die Armbeuge niesen und so etwas. Nach der Passkontrolle kam noch mal ein Beamter, der uns befragte, ob wir in China waren, ob wir uns gesund fühlten. Die Reisenden, die keine Maske hatten, bekamen eine.
So eine einfache OP-Maske?
Ja, so eine, mit der man vor allem andere schützt.
Damit fühlte man sich in Taipeh sicher weniger exotisch als hier.
In der Tat. Die meisten trugen Maske, obwohl es keine Pflicht war.
Für Sie schon, als frisch Eingereiste. Wie fühlte es sich an, den ganzen Tag mit Maske herumzulaufen?
Gut. Es war völlig normal. Verkäufer in Läden trugen sie, Kellner, Taxifahrer, und die Leute auf der Straße und in Bussen sowieso. Man kam in Läden nicht rein, ohne die Hände zu desinfizieren. Manchmal wurde am Eingang Fieber gemessen, zum Beispiel in einer Teestube, aber auch in allen öffentlichen Gebäuden, in Schulen zum Beispiel. Wir waren im Nationalmuseum – da auch. Ebenso in größeren Tempeln. Es gab auch noch andere Sicherheitsvorkehrungen. In einem Restaurant war eine Person einzig dafür abgestellt, die Speisekarten zu desinfizieren.
War das nicht bedrückend? Denkt man nicht die ganze Zeit an Krankheit, wenn man überall sieht, wie die Leute versuchen, sich zu schützen?