Warum Serbien der weiße Fleck in der NS-Erinnerung ist
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Kragujevac am 20. Oktober 1941: Deutsche Soldaten führen Bürger der Stadt im heutigen Serbien ab. Bild: Gedenkstätte „21. Oktober“, Kragujevac
In der serbischen Stadt Kragujevac töteten Deutsche 1941 fast 2800 serbische Zivilisten. Nun reist Bundestags-Vizepräsidentin Claudia Roth an den Ort des Verbrechens – und damit erstmals eine deutsche Spitzenpolitikerin.
Seit Jahrzehnten gehört es zu den Grundsätzen deutscher Außenpolitik, dass Politiker auf Auslandsreisen Stätten jener Verbrechen aufsuchen, die im Zweiten Weltkrieg von Deutschen begangen wurden. Der Kniefall von Bundeskanzler Willy Brandt in Warschau 1970 ist die bekannteste dieser Gesten, doch ihr folgten viele weitere. Bundespräsident Richard von Weizsäcker gedachte 1987 in Leningrad der vielen Hunderttausend Menschen, die während der mehrjährigen Belagerung der Stadt durch die Wehrmacht ums Leben gekommen waren.
Als die Stadt wieder St. Petersburg hieß, taten es ihm die Bundeskanzler Helmut Kohl (1996) sowie Gerhard Schröder (2001) nach und verneigten sich ebenfalls vor den Opfern der Blockade. Ob im tschechischen Lidice, im französischen Oradour, in Griechenland, den Niederlanden, der Ukraine, Polen, Belarus oder Italien: Wo einst Deutsche gemordet hatten, haben Jahrzehnte später deutsche Kanzler, Außenminister oder Bundespräsidenten dieser Morde gedacht und dafür um Verzeihung gebeten.
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