Temperaturmessung bei einer Schülerin vor einer Schule in Yixing Bild: dpa
China will von nun an auch die Zahl der asymptomischen Fälle von Sars-Cov-2-Infektionen veröffentlichen. Dass sie in der Statistik vorher nicht auftauchten, hatte dem Land viel Kritik eingebracht.
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China reagiert auf Kritik und Zweifel an seiner Infektionsstatistik: Die Nationale Gesundheitskommission gab bekannt, dass von Mittwoch an auch die Zahl der asymptomischen Fälle veröffentlicht werden sollen. Das bezieht sich auf Personen, die zwar positiv auf das Virus Sars-CoV-2 getestet wurden, aber keine Symptome zeigen. Bisher war die Zahl solcher Fälle verschwiegen worden. Das nährte Vorwürfe, China rechne sich seine Statistiken schön, um anderen Länder Versäumnisse im Umgang mit der Epidemie vorwerfen zu können.
Insbesondere in Wuhan herrscht in der Bevölkerung große Angst vor asymptomischen Personen, weil sie andere mit dem Virus anstecken können. In den chinesischen Medien gab es zuletzt mehrere Appelle zu mehr Transparenz. Die Gesundheitsbehörde hatte ihre bisherige Praxis damit begründet, dass alle asymptomischen Fälle unter Quarantäne gestellt würden, so dass von ihnen keine Ansteckungsgefahr ausgehe.
Nur noch „importierte Infektionen“
Die „Volkszeitung“ bezifferte die registrierten asymptomischen Fälle am Dienstag auf 1541. Zuvor hatte die „South China Morning Post“ unter Berufung auf unveröffentlichte Daten berichtet, Ende Februar seien mehr als 43.000 Personen positiv getestet worden, ohne zunächst Symptome zu zeigen. Zweifel an den chinesischen Statistiken hatte auch ein Bericht der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo genährt, die einen Arzt in Wuhan mit der Aussage zitierte, vor dem Besuch Xi Jinpings in Wuhan seien weniger Menschen getestet und an Covid-19 erkrankte Patienten frühzeitig entlassen worden, um die Zahlen zu schönen.
Seit Tagen gibt China nur noch sogenannte „importierte Infektionen“ bekannt. Das bezieht sich auf Personen, die aus dem Ausland nach China eingereist sind. Infektionen innerhalb des Landes soll es demnach nicht mehr geben. Angesichts der Tatsache, dass diese Null auffällig stabil ist, wirken die Zahlen eher wie ein Parteibeschluss, nicht wie ein exaktes Abbild der Realität. Die generelle Aussage der Zahlen, wonach China die Epidemie erfolgreich eingedämmt zu haben scheint, wird aber von Fachleuten nicht bezweifelt.
Es gibt jedoch Vermutungen, dass die Zahl der chinesischen Todesopfer höher ist als in der Statistik angegeben. Angesichts der unübersichtlichen Lage in der Anfangsphase der Epidemie wäre das nicht verwunderlich und könnte auch in anderen Ländern zutreffen. Damals gab es in Wuhan viele Berichte über Personen, die vermutlich an den Folgen einer Covid-19-Erkrankung gestorben sind, bevor sie getestet werden konnten. Der Wissenschaftler Maximilian Mayer von der University of Nottingham Ningbo in China äußerte auf Twitter zudem die Vermutung, dass Infektionen im Militär, in Gefängnissen und in Xinjiang, wo China Hunderttausende Muslime in Umerziehungslagern interniert hat, wohl nicht wahrheitsgemäß bekanntgegeben wurden.