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Chinas Ballonfahrt : Das Misstrauen wächst

  • -Aktualisiert am

Der chinesische Ballon am 4. Februar vor der Küste von South Carolina Bild: Reuters

Der Vorfall mit dem chinesischen Ballon über Nordamerika wird das Verhältnis zwischen Washington und Peking weiter belasten. Die Folgen können bis nach Europa reichen.

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          Der Fall des chinesischen Ballons, der über Nordamerika unterwegs war, wirft Fragen auf, die sich von außen schwer beantworten lassen. Wozu er genau diente, weiß nur die Führung in Peking; in den Vereinigten Staaten kann man sich immerhin von der Auswertung der Trümmerteile etwas Aufschluss erwarten.

          Ob das Luftfahrzeug ungewollt so sichtbar über amerikanisches Territorium flog oder ob dahinter eine politische Absicht stand, ist unklar, genauso wie die Frage, ob und was es auf seinem tagelangen Flug ausspähen konnte. Vermutlich werden beide Seiten Nutzen aus dem Vorfall ziehen: Die Chinesen wissen nun, wie Amerika auf diese Art von Verletzung seines Luftraums rea­giert; die Amerikaner gewinnen neue Einsichten in den Stand der chinesischen (Militär-)Technik.

          Strategische Konkurrenz

          Klar liegen allerdings die politischen Folgen zutage. Die schwierigen Beziehungen zwischen der amtierenden Weltmacht und ihrem einzigen ernsthaften Rivalen lassen sich im Augenblick nicht verbessern. Der abgesagte Besuch Blinkens in Peking hätte die strategische Konkurrenz in der Substanz kaum entschärft. Aber er hätte das Verhältnis vielleicht für beide Seiten ein wenig berechenbarer machen können.

          So aber wird die Ballonfahrt das große und in vielerlei Hinsicht berechtigte Misstrauen verstärken, das in Washington über Chinas Absichten herrscht. Besonnenes Handeln macht das nicht leichter, wie die Kritik der Republikaner am späten Abschuss zeigt. Den Abschuss wiederum kann Peking nicht einfach übergehen.

          Den Europäern führt die Episode wieder vor Augen, dass die Spielräume für eine eigenständige Chinapolitik auf absehbare Zeit eng sein werden. Solange Amerika sich herausgefordert fühlt, wird es in Asien Unterstützung einfordern. Indirekt hat das auch Folgen für die Ukraine. Die ohnehin geringe Aussicht, dass Xi Jinping mäßigend auf Putin einwirkt, hängt nicht zuletzt davon ab, wie sich das Verhältnis Chinas zur westlichen Führungsmacht entwickelt.

          Nikolas Busse
          Verantwortlicher Redakteur für Außenpolitik.

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