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Gespräche in Alaska beendet : China und Amerika hatten sich viel vorzuwerfen

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Yang Jiechi redet in Anchorage, Wang Yi fasst sich an die Maske. Bild: Frederic J. Brown/AP

Heikle Themen gab es mehr als genug beim Treffen der Außenminister der beiden Großmächte. Am Ende klangen sie zumindest etwas versöhnlicher als zu Beginn.

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          Nach zum Teil heftigen Wortgefechten vor laufenden Kameras ist das erste amerikanisch-chinesische Ministertreffen seit dem Amtswechsel im Weißen Haus zu Ende gegangen. Beide Seiten schlugen am Freitag zum Abschluss der zweitägigen Beratungen im amerikanischen Bundesstaat Alaska versöhnlichere Töne an, betonten aber ihre Differenzen.

          Zum Auftakt am Donnerstag hatte Joe Bidens Außenminister Antony Blinken der chinesischen Führung vorgeworfen, „die regelbasierte Ordnung“ zu bedrohen, „durch die die weltweite Stabilität aufrechterhalten wird“. Sein chinesischer Amtskollege Wang Yi warf Washington seinerseits Einmischung in die inneren Angelegenheiten Chinas vor. „Als Antwort darauf werden wir harte Maßnahmen ergreifen.“

          Der höchste Verantwortliche der Kommunistischen Partei Chinas für die Außenpolitik, Yang Jiechi, rief dazu auf, die „Kalter-Krieg-Mentalität“ und die „Nullsummenspiel-Einstellung“ im Verhältnis beider Länder aufzugeben. Beide Länder teilten gemeinsame Interessen, etwa beim Kampf gegen die Corona-Pandemie und den Klimawandel.

          „Amerikas Werte sind keine globalen Werte“

          Die Vereinigten Staaten müssten „aufhören, ihre eigene Demokratie im Rest der Welt voranzutreiben“, sagte Yang weiter. Die „große Mehrheit der Länder der Welt erkennt die amerikanischen Werte nicht als globale Werte an“, betonte er laut der staatlichen chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua.

          Blinken reagierte mit einem Gegenvorwurf. „Ich muss Ihnen sagen: Was ich höre, ist sehr anders als das, was Sie beschreiben. Ich höre von großer Besorgnis angesichts mancher Handlungen Ihrer Regierung.“

          Die Beziehungen zwischen den beiden größten Weltmächten sind derzeit sehr angespannt. „Wir beginnen diese Gespräche im Bewusstsein, dass China eine alte und beunruhigende Neigung dazu hat, seine Versprechen nicht einzuhalten“, erklärte das amerikanische Außenministerium. Von chinesischer Seite wurde klargestellt, dass die Volksrepublik „keinen Kompromiss hinsichtlich ihrer Souveränität, Sicherheit und Interessen“ machen werde.

          Strittige Themen, die die Amerikaner ansprachen, waren unter anderem die seit langem schwelenden Konflikte um Taiwan und Tibet, Cyberangriffe auf die Vereinigten Staaten, unfaire Handelspraktiken und der Umgangs Chinas mit den Uiguren in Xinjiang.

          Harte Diskussionen wie erwartet

          Zum Abschluss erklärte der Nationale Sicherheitsberater von Amerikas Präsident Joe Biden, Jake Sullivan: „Wir haben erwartet, dass wir harte, direkte Diskussionen über viele Themen haben werden, und genau das ist passiert.“ Trotz der Spannungen „waren wir auch in der Lage, ein sehr offenes Gespräch zu führen“, fügte Blinken hinzu und erwähnte sich überschneidende Interessen bei den Themen Iran, Nordkorea, Afghanistan und Klima.

          Yang lobte die Gespräche in der Stadt Anchorage als „offen, konstruktiv und nützlich“. Es gebe aber noch immer „einige sehr wichtige Differenzen“, zitierte ihn Xinhua.

          Beim letzten bilateralen Treffen im Juni hatte eine Stimmung wie im Kalten Krieg geherrscht, die sich während der Amtszeit des damaligen Präsidenten Donald Trump entwickelt hatte.

          Biden ließ bislang nicht erkennen, dass er auf die Führung in Peking freundlicher zugehen könnte als Trump. Sein Team hält sich aber zugute, auf der internationalen Bühne methodischer vorzugehen als Trump. So soll es gelingen, mit China bei gemeinsamen Herausforderungen wie dem Klimawandel, der Corona-Pandemie und der Nicht-Weiterverbreitung von Atomwaffen trotz aller Differenzen zusammenzuarbeiten.

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