Die Kinder sind zurück, die Mutter nicht: Abdullatif Kucar mit seinen Kindern Lutfullah und Aisu in Istanbul Bild: Lucas Bäuml
Peking nimmt Uiguren die Kinder weg und steckt sie in Heime. Ein Vater, der in der Türkei lebt, hat die seinen wieder. Nachts muss er das Licht für sie anlassen.
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Die Kucars gehören noch zu den glücklicheren uigurischen Familien. Und doch, glücklich sind auch sie nicht. Auf dem gedeckten Tisch ihrer Wohnung in einem Istanbuler Stadtteil stehen Schüsseln mit Laghman, dem traditionellen Nudelgericht der Uiguren. Eine sitzt nicht mit am Tisch, Meryem, die Frau von Abdüllatif Kucar und die Mutter ihrer beiden Kinder Aysu und Lütfullah.
Gesehen habe er sie zum letzten Mal im Dezember 2019, sagt der 54 Jahre alte Ehemann Abdüllatif. Von einem Umerziehungslager sei sie damals in ein Krankenhaus der Stadt Kutscha gebracht worden, woher die Familie stammt. Abgemagert sei sie vor ihm gelegen, zu schwach, um aufzustehen, ohne Haare. Handschellen hatten an den Handgelenken tiefe Wunden hinterlassen. Fünfzehn Minuten nur durfte er bei ihr sein. Dabei erfuhr er, dass seine Frau wegen einer angeblichen Mitgliedschaft in einer terroristischen Organisation zu zwanzig Jahren Haft verurteilt worden war. Bereits nach zwei Jahren Haft hatte er sie nun kaum mehr erkannt.
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