Bundeswehr in Kabul : Verteidigungsministerium: Nahezu alle deutschen Staatsbürger ausgeflogen
- -Aktualisiert am
Afghanische Familien werden am Montag an Bord einer US Air Force Boeing C-17 Globemaster III geleitet. Bild: AFP
Nach Angaben des Verteidigungsministeriums sind mittlerweile nahezu alle deutschen Staatsbürger aus Kabul ausgeflogen worden. Man konzentriere sich jetzt auf die afghanischen Helfer.
Die Bundeswehr hat am Dienstag unter schwierigen Bedingungen ihre Rettungsmission in Kabul fortgesetzt. Nachdem zumindest nach dem Wissensstand des Verteidigungsministeriums nahezu alle deutschen Staatsbürger ausgeflogen wurden, konzentriert sich die Arbeit der deutschen Soldatinnen und Soldaten jetzt vor allem darauf, afghanische Helfer, von Taliban bedrohte Personen und Staatsbürger anderer Staaten auszufliegen.
Nach Mitteilung des Verteidigungsministeriums wurden am Montag 944 Personen aus Kabul ausgeflogen. Insgesamt hat die Bundeswehr im Auftrag des Auswärtigen Amtes mehr als 3650 zu Schützende aus Afghanistan gebracht. Man werde weiter fliegen, „so lange es geht“, hieß es in einer Mitteilung. Bis zum Ende der zwischen den Vereinigten Staaten und den Taliban vereinbarten Frist bleiben noch sieben Tage.
„Die Linke“ kündigt Enthaltung an
„Die Linke“ kritisierte ungeachtet dessen, dass der am Mittwoch im Bundestag zur Debatte stehende Auftrag des Parlaments hauptsächlich Deutsche berücksichtige; der Begriff „Ortskräfte“ stehe nicht in dem Beschluss. Einem Beschluss, der „die Leute so schäbig behandelt und so im Stich lässt“, könne „Die Linke“ nicht zustimmen. Die Parteivorsitzende Janine Wissler sagte, Enthaltung sei „ein gangbarer Weg.“ Die Linke-Abgeordnete Sevim Dagdelen hatte den Rettungseinsatz der Bundeswehr bereits zuvor als „perfide Simulation von Handlungsfähigkeit“ bezeichnet. Der Bundestag soll am Mittwoch nachträglich die Entsendung von bis zu 600 Soldatinnen und Soldaten gestatten.
Das Auswärtige Amt teilte unterdessen mit, dass mehr als die Hälfte der Ausgeflogenen Afghanen sind: mehr als 2000 von 3000. Mehr als zwei Drittel der übrigen Ausgeflogenen seien Bürger aus weiteren 36 Staaten, die vor dem Zugriff der Terrorgruppe Taliban gerettet wurden. Ob die Forderung der „Linken“ erfüllt wurde, möglichst viele lesbische, schwule und queere Menschen (LGTB) auszufliegen, war den aktuellen Statistiken nicht zu entnehmen.
Allerdings bemüht sich unter anderem das Kommando Spezialkräfte (KSK) darum, physisch schwächere Personen, Kinder, Senioren, Frauen, die es nicht zu den belagerten Gates am Flughafen schaffen, dorthin zu geleiten. Am Montagabend war ein Flugzeug mit 211 Schutzsuchenden in Taschkent eingetroffen, am Dienstagmorgen traf um 9 Uhr ein weiterer A400M-Transporter der Bundeswehr in Kabul ein.