Bulgarien will den Euro, aber will der Euro Bulgarien?
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Der bulgarische Regierungschef Kyrill Petkow im März Bild: Reuters
Der Finanzminister war zu Besuch in Sofia. Das war ein schwieriges Pflaster. Denn der Regierungschef und die Elite sind für den Euro, die Mehrheit der Bevölkerung aber nicht.
Es hatte kräftig geregnet in Sofia, bevor das deutsche Regierungsflugzeug mit dem schwarz-rot-goldenen Kummerbund um den Rumpf in Bulgariens Hauptstadt landete. Als Bundesfinanzminister Christian Lindner um kurz nach vier am Nachmittag aus dem Luftwaffenflieger stieg, war es noch schwül, in den Pfützen auf der Rollbahn spiegelten sich abziehende Gewitterwolken. Der Minister und seine Begleitung hatten zu diesem Zeitpunkt schon viele Termine hinter sich. Frühmorgens war man von Berlin aus losgeflogen nach Athen, wo Lindner den griechischen Regierungschef Kyriakos Mitsotakis und dessen Finanzminister getroffen hatte. In den Gesprächen ging es darum, wie Griechenland sich langsam von den Folgen der eigenen Überschuldungskrise befreit, die zwischen 2010 und 2015 fast die Eurozone gesprengt hätte.
Auch in Bulgarien traf Lindner den Regierungschef (Kyrill Petkow) und den Finanzminister (Assen Wassilew) – die „Harvard-Boys“, wie das Duo im Lande genannt wird. Petkow und Wassilew sind Absolventen der amerikanischen Eliteuniversität und waren erfolgreiche Unternehmer, bevor sie als Seiteneinsteiger in die Politik gingen. Im vorigen Jahr gelang es Petkow und Wassilew mit einer neu gegründeten Partei, stärkste Kraft bei der Parlamentswahl zu werden und eine Regierung zu bilden. Ihr wichtigstes Versprechen damals: eine umfassende Justizreform und null Toleranz gegenüber jeglicher Korruption. Damit hofft die Regierung den 2007 der EU beigetretenen Balkanstaat einem seit Jahren angestrebten Ziel näher zu bringen: Bulgarien will Mitglied der Eurozone werden.
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