„Brownfacing“ : Singapur stellt sich die Rassismus-Frage
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Mit mehr als 75 Prozent der Bevölkerung dominieren die Chinesen im Stadtstaat Singapur. Bild: EPA
Der Stadtstaat in Südostasien ist eine Erfolgsgeschichte: reich, modern und ein Beispiel für ein friedliches Nebeneinander verschiedener Ethnien. Doch unter der glitzernden Oberfläche finden sich auch hier Ressentiments.
In einer Werbung für ein digitales Bezahlsystem des singapurischen Unternehmens Mediacorp hatte Dennis Chew kürzlich nicht nur eine, sondern gleich vier Rollen übernommen. Einige davon zeigten den Schauspieler mit braun geschminktem Gesicht. Chew selbst gehört den mehr als Dreivierteln der Singapurer an, die ethnische Chinesen sind.
Die Parodie des malaiischen und indischen Teils der Bevölkerung führte zu Protest und Kritik. Das sogenannte Brownfacing in dem Marketing-Material wurde als rassistisch verurteilt. Das Medienunternehmen stellte die Werbung ein und veröffentlichte eine Entschuldigung. Seither sind in dem Stadtstaat die Themen Rassismus und Ungleichheit bei der Verteilung von Ressourcen und Chancen wieder präsent.
Schließlich war es auch nicht der erste Fall dieser Art. In den Jahren 2012, 2015 und 2016 hatte es schon verschiedene Skandale und Skandälchen wegen „Blackfacing“ und „Brownfacing“ gegeben. Noch größere Wellen als die Werbung selbst hatte diesmal aber eine Reaktion darauf geschlagen: In einem Videoclip hatten die Youtuberin Preeti Nair und ihr Bruder Subhas Nair den Alltagsrassismus der chinesischen Mehrheitsbevölkerung angeprangert. In ihrem Protestliedchen bedienten sie sich dabei jedoch einer vulgären und beleidigenden Sprache. Daraufhin schritten die für ihre Strenge bekannten singapurischen Behörden ein und untersagten die Verbreitung des Videos. Die Urheber mussten sich ebenfalls entschuldigen. Gegen sie wurden außerdem Ermittlungen aufgenommen.
Singapurer sind offener geworden
Doch das, was die Youtuber in ihrem Video im Kern anprangerten, lässt sich nicht von der Hand weisen: Dass die Chinesen in Singapur Privilegien genießen. Bei einem Bevölkerungsanteil von 14 Prozent Malaien und neun Prozent Indern ist das Thema in Singapur aber sensibel. Es wird als Quelle sozialer Unruhe, sowie ethnischer und religiöser Spannungen gesehen. Allerdings haben die jüngsten Ereignisse auch gezeigt, dass die Offenheit gegenüber dem Thema auch in Singapur gewachsen ist. „Natürlich gibt es Rassismus in allen multi-ethnischen Gesellschaften die wir kennen, und auch in Singapur“, sagte etwa der Innen- und Justizminister Kasiviswanathan Shanmugam. „Aber die Situation ist nun viel besser als vor einigen Jahren.“
Am Freitag feiert Singapur seinen Nationalfeiertag und den 54. Jahrestag seiner Gründung. Außerdem gedenkt der Stadtstaat in diesem Jahr der Ankunft der Briten vor 200 Jahren. Dabei wird Singapur wie eh und je demonstrativ die Harmonie zwischen den Ethnien zur Schau stellen.