
Bidens Pressekonferenz : Wie man die NATO spaltet
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Der amerikanische Präsident Joe Biden am 19. Januar auf einer Pressekonferenz im Weißen Haus Bild: AP
Der amerikanische Präsident plaudert offen über Differenzen im westlichen Lager. Jetzt weiß Putin, welchen Weg er in die Ukraine nehmen müsste.
Auf eines kann Putin immer vertrauen: Fehler des Westens. Während man in Washington, Brüssel oder Berlin über die Entscheidungsprozesse im Kreml nur spekulieren kann, hat der amerikanische Präsident jetzt in großer Offenherzigkeit den Diskussionsstand im westlichen Bündnis ausgeplaudert.
In einer Pressekonferenz, die man in Moskau auf jeden noch so kleinen Zwischenton hin auswerten wird, hat Biden dargelegt, dass die Antwort auf einen kleineren Einfall in der Ukraine anders ausfallen würde als die auf einen größeren Einmarsch.
Wo genau die Trennlinie verlaufen würde, hat er nicht gesagt, aber dafür freimütig davon berichtet, dass hier Uneinigkeit in der NATO herrsche. Man kann sich in etwa ausmalen, welche Verbündeten im Fall von (wie auch immer definierten) kleineren Grenzverletzungen gern nur kleinere, vielleicht sogar gar keine Sanktionen verhängen würden.
Dass Sanktionen verhältnismäßig sein müssen, versteht sich in der Außenpolitik von selbst. Bei Putin hat man es allerdings mit einem Meister der hybriden Kriegführung zu tun, der den Westen mit verdeckten Einfällen in der Ukraine schon mal ausgespielt hat.
Der Versuch der Schadensbegrenzung, den die Sprecherin des Weißen Hauses unternahm, ändert nichts daran, dass Putin nun weiß, welchen Weg er in die Ukraine nehmen müsste, um zumindest die NATO zu spalten. Dafür hat er nicht einmal Spione in Brüssel gebraucht.