Tod nach Polizeieinsatz : Sanitäter leisteten Tyre Nichols offenbar 19 Minuten lang keine Hilfe
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Ein Demonstrant in Oakland, Kalifornien, hält ein Bild von Tyre Nichols hoch, der in Folge von Polizeigewalt im Memphis starb. Bild: picture alliance / AA
Die Polizei von Memphis hat einen weiteren Beamten entlassen, der mit dem brutalen Einsatz gegen den Schwarzen in Verbindung gebracht wird. Auch das Verhalten der Rettungskräfte steht in der Kritik.
Nach dem gewaltsamen Tod des Schwarzen Tyre Nichols in den USA hat die Polizei von Memphis im Bundesstaat Tennessee einen weiteren Beamten entlassen. Der frühere Polizist habe gegen mehrere interne Vorschriften verstoßen, begründete die Behörde am Freitag (Ortszeit) den Schritt. Er habe unter anderem Regeln im Zusammenhang mit persönlichem Verhalten, Wahrheitstreue und dem Umgang mit Polizeiausrüstung missachtet. Aus der Mitteilung geht hervor, dass es sich um den Beamten handeln könnte, der bei dem Angriff auf Nichols einen Elektroschocker auf den 29 Jahre alten Mann abgefeuert hatte.
Amerikanische Medien berichteten unter Berufung auf einen Untersuchungsbericht der Rettungskräfte, dass sich zwei Sanitäter, die gerufen wurden, um Nichols zu versorgen, 19 Minuten lang nicht um ihn gekümmert hätten. Die Sanitäter wurden suspendiert.
Nichols war im Januar von der Polizei in seinem Fahrzeug wegen „rücksichtslosen Fahrens“ angehalten und von den beteiligten Einsatzkräften brutal zusammengeschlagen worden. Drei Tage nach dem Vorfall starb Nichols im Krankenhaus an seinen Verletzungen.
Wie die „New York Times“ berichtet, sagte ein Notfallsanitäter, der am Untersuchungsbericht zum Fall Nichols’ mitarbeitete, es gäbe „Gründe anzunehmen“, dass das Verhalten der Rettungskräfte „zum Ableben des Patienten beigetragen“ habe. Demnach teilte die Polizisten den Sanitätern mit, Nichols habe Drogen genommen. Nach dem derzeitigen Untersuchungsstand beweist aber nichts, dass Nichols tatsächlich unter Drogen stand.
Nichols Tod löste in den USA landesweite Entrüstung und eine neuerliche Diskussion über Rassismus und Polizeigewalt aus. Nichols war ein Afroamerikaner. In den USA kommt es immer wieder zu tödlichen Übergriffen der Polizei. Laut der Websiite mappingpoliceviolence.org sind im vergangenen Jahr mehr als 1100 Menschen von der Polizei getötet worden. Den Angaben zufolge ist es für schwarze Menschen in den USA fast dreimal so wahrscheinlich, von der Polizei getötet zu werden, wie für weiße.