Repression in Belarus : Kolesnikowa ist zurück im Straflager
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Marija Kolesnikowa während einer Gerichtsvorladung am 4. August 2021 in Minsk Bild: dpa
Unterstützer schreiben, die belarussische Oppositionelle sei „abgemagert und noch wenig bei Kräften“. Ihr Vater durfte sie nach nach ihrem Aufenthalt im Krankenhaus kurz sehen.
Das Foto zeigt Marija Kolesnikowa so, wie viele Belarussen sie im Sommer 2020 kennengelernt haben, als eines der Gesichter des Aufbruchs gegen Machthaber Alexandr Lukaschenko: mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht. Es gilt ihrem Vater. Alexandr Kolesnikow sitzt auf dem Bild in Einmalkittel und Maske vor seiner Tochter. Sie richtet sich von einer Krankenliege auf.
Regimetreue Telegram-Kanäle haben das Foto am Montag verbreitet. Es geht offenkundig darum, Sorgen um die Gesundheit und den Umgang mit der Gefangenen zu entkräften. Am vergangenen Donnerstag wurde bekannt, dass Kolesnikowa aus ihrem Straflager im südostbelarussischen Gomel in ein Krankenhaus gebracht und eilends operiert worden war.
Ihr Vater wurde zwar ins Krankenhaus, aber nicht zu seiner Tochter gelassen. Ärzte sprachen mit ihm im Beisein von Beamten des Innenministeriums. Ihr Zustand sei „ernst“ gewesen. Auch wenn es in unbestätigten Berichten hieß, Kolesnikowa leide an einer Ulkusperforation, dem Durchbruch eines Geschwürs durch die Magenwand, wurde dem Vater keine Diagnose mitgeteilt.
Jetzt bekräftigten Kolesnikowas Unterstützer auf Telegram diesen Befund. Ihr Vater habe seine Tochter zehn Minuten sehen können, unter Aufsicht eines Arztes und von Mitarbeitern des Straflagers. Dorthin sei sie schon am Wochenende zurückgebracht worden und liege vorerst auf der Krankenstation. Kolesnikowa sei „abgemagert und noch wenig bei Kräften“, schrieben ihre Unterstützer.
Das Lageressen vertrage sie derzeit nicht, aber die Krankenstation habe versprochen, die Ernährung anzupassen. Kolesnikowa danke den Ärzten des Krankenhauses, die ihr angesichts einer Bauchfellentzündung ihr Leben gerettet hätten.
Lukaschenkos Regime hält Kolesnikowa schon zwei Jahre und drei Monate fest. Sie hatte den Stab des verhinderten und inhaftierten Präsidentschaftskandidaten Viktor Babariko geleitet. Im September 2021 wurde sie unter anderem unter Vorwürfen um eine „Verschwörung zum Ziel einer Machtergreifung“ zu elf Jahren Lagerhaft verurteilt und wird seit Anfang dieses Jahres in Gomel festgehalten, als eine von 1443 politischen Gefangenen in Belarus, die die Menschenrechtsschützer von Wjasna am Dienstag zählten.