Wahlen in Südspanien : Andalusien, das bin ich
- -Aktualisiert am
Andalusien gehört zu den ärmsten Regionen Spaniens – obwohl Touristen in die Region strömen, in Algeciras einer der größten Frachthäfen Europas steht und die Luft- und Raumfahrtindustrie boomt. Trotzdem ist die andalusische Regionalregierung noch immer der größte Arbeitgeber. Unermüdlich weisen die Herausforderer von Susana Díaz auf die schlechten Zahlen und die grassierende Korruption hin. Aber selbst einer der größten Korruptionsprozesse Spaniens, der gerade in Sevilla läuft, kann offenbar das Urvertrauen in die Sozialisten nicht erschüttern. Zwei ehemalige Regionalpräsidenten und zwei Dutzend weitere PSOE-Politiker sind wegen des Betrugs bei Vorruhestandsregelungen, Unternehmenssubventionen und Provisionen in Höhe von mehr als 850 Millionen Euro angeklagt.
„Angesichts ihres Scheiterns hüllt sich Susana Díaz in die andalusische Flagge“, sagt der Vorsitzende der konservativen Volkspartei (PP), Pablo Casado, und klingt eher resigniert als kampfeslustig. Doch Statistiken und neue Projekte spielen in ihrem Wahlkampf keine große Rolle. Es geht nur um sie. Das zeigt schon das Wahlplakat, das an jeder Ecke zu kleben scheint. Es zeigt Susana Díaz in einer roten Lederjacke. Daneben steht nur „Mit Susana“ und in großen Buchstaben „Andalusien“ mit einem Plus, dazu noch der Hashtag „mehr Andalusien“. Farblich dominiert die Kampagne das Grün der andalusischen Flagge, nicht das Rot der Sozialisten.
In Córdoba zelebriert die Spitzenkandidatin im Kongresspalast das andalusische Wir-Gefühl. „Guapa, guapa“, ruft ihr die Menge zu, als sie in den Saal einzieht; in anderen Ländern würde der Ruf „Du Hübsche“ als sexistisch empfunden. Sie küsst und umarmt ihre Anhänger. Fünfzigjährige gehören zu den Jüngsten unter den knapp tausend Menschen im Saal. Den Parteinachwuchs hat man prominent auf Bänken hinter der Bühne plaziert, damit die jungen Leute auch nicht zu übersehen sind. „Es lebe Andalusien“ und „Los geht’s mit Susana“ steht auf kleinen Plakaten, die sie in die Höhe halten.
„Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und unsere Wahlversprechen übertroffen“, sagt die Kandidatin und zeigt stolz auf den frisch renovierten Kongresssaal, als hätte sie selbst mit Hand angelegt. Kein Wort verliert sie darüber, dass in Córdoba gleich drei der ärmsten Viertel des Landes liegen. Die PSOE sei „die Partei aller Andalusier“. Am Sonntag müssten alle zusammenstehen, um das schöne Andalusien gegen die „negative Koalition der Verlierer“ der rechten Parteien zu verteidigen. Sie sei stolz auf ihren „andalusischen Akzent und das andalusische Grün-Weiß der Gerechtigkeit“, sagt die 44 Jahre alte Juristin, die seit 2013 im Amt ist. Ein Kommentar der konservativen Zeitung „ABC“ warf der Mutter eines kleinen Sohnes, die in einem normalen Viertel in Sevilla wohnt, Allüren einer Sonnenkönigin vor. Auf Kritik reagiere sie, als wäre es eine Beleidigung aller Andalusier – in Abwandlung des Wahlspruchs von Ludwig XIV.: Andalusien, das bin ich.