Bamako : Geiselnahme in Mali beendet - mindestens 18 Tote
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Ein Bild vom Freitagnachmittag: Ein malischer Sicherheitsbeamter bringt eine der ehemaligen Geiseln außer Schussweite. Bild: AFP
Die Geiselnahme in der malischen Hauptstadt Bamako ist vorbei, die Polizei hat das Hotel Radisson Blu nach stundenlangen Feuergefechten geräumt. Offenbar sind mindestens 18 Menschen gestorben.
In der malischen Hauptstadt Bamako haben Sicherheitskräfte das von Terroristen besetzte Hotel gestürmt, die Geiselnahme ist vorbei. Zur Stunde ist noch unklar, wie viele Menschen den Angriff mit ihrem Leben bezahlen mussten: Die Nachrichtenagentur AFP und verschiedene örtliche Medien melden, bis jetzt seien 18 Tote gezählt worden. UN-Soldaten berichten von mindestens 27 Leichen. Die malische Regierung hat bislang nur drei Tote bestätigt.
In dem Hotel Radisson Blu hatten schwer bewaffnete Angreifer 140 Gäste und 30 Angestellte in ihre Gewalt gebracht haben. Die Angreifer seien vermutlich Dschihadisten gewesen, sagte ein Polizeibeamter. Vor der Erstürmung des Hotels durch die Polizei hätten sie einige Geiseln freigelassen – angeblich jene, die das arabische Glaubensbekenntnis aufsagen konnten.
Medienberichten zufolge haben sich zwei mit dem Terrornetzwerk Al Qaida verbundene Gruppen zu dem Anschlag bekannt. Der arabische TV-Kanal Al Dschasira meldete, er habe eine entsprechende Erklärung erhalten. Auch die mauretanische Nachrichtenseite Al Akhbar berichtete, verantwortlich seien die Terrorgruppen Al Murabitun und Al Qaida im Islamischen Maghreb (AQIM).
Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier teilte mit, dass auch zwei Deutsche freigekommen. seien. Ob sich noch weitere Landsleute unter den Geiseln befunden haben, ist unklar.
Das Radisson hat 190 Zimmer. Es ist bei Diplomaten und Geschäftsleuten beliebt und zum Beispiel auch das Hotel für Mitarbeiter der Air France, die nach Bamako kommen.
SECURITY MESSSAGE (1/4) The Embassy is aware of an ongoing active shooter operation at the Radisson Hotel.
— U.S. Embassy Bamako (@USEmbassyMali) 20. November 2015
Nach Angaben des Hotel-Sicherheitsteams nutzten die Angreifer einen Wagen mit diplomatischen Kennzeichen, um Zugang zum normalerweise sehr gut gesicherten Radisson zu erhalten. Medienberichten zufolge skandierten die Angreifer „Allahu Akbar“ (Gott ist am größten), was den Verdacht eines islamistischen Terroranschlags erhärtet. Es waren Schüsse zu hören. Sicherheitskräfte riegelten das Hotel weiträumig ab. Die amerikanische Botschaft und andere westliche Vertretungen forderten ihre Staatsbürger in Bamako auf, in ihren Häusern zu blieben.
Frankreich schickt Spezialkräfte nach Mali
Frankreich hatte am Freitagvormittag angekündigt, etwa 50 Spezialkräfte der Polizei nach Mali zu schicken. Nach Angaben des französischen Verteidigungsministeriums waren sie seit dem frühen Nachmittag vor Ort. Zuvor hatte Frankreichs Präsident Francois Hollande erklärt, es werde alles getan, um die Geiseln zu befreien.
In Mali hatten Islamisten und separatistische Tuareg große Gebiete vor allem im Norden des Landes erobert, bevor sie mit Hilfe französischer Truppen wieder zurückgedrängt worden waren. Derzeit läuft ein internationaler Einsatz zur Ausbildung der malischen Streitkräfte, an dem auch die Bundeswehr beteiligt ist. Die Bundesregierung erwägt derzeit auch, den Einsatz der Bundeswehr auf den unruhigen Norden auszuweiten.
Bamako : Geiselnahme in Hotel in Mali
In Bamako sind aktuell mehr als 50 deutsche Soldaten als Teil der European Training Mission in Mali (EUTM Mali) stationiert. Das Mandat erlaubt den Einsatz von bis zu 350 Soldaten. Bundeswehr-Soldaten sind allerdings nicht unter den Geiseln. „Unser Hauptquartier liegt einige Kilometer von dem Hotel entfernt, alle sind in Sicherheit“, erklärte das Verteidigungsministerium.
Der Vorsitzende des Deutschen Bundeswehr-Verbandes fordert nach den Vorgängen in Bamako ein stärkeres Engagement der Bundeswehr. „Der Terror-Akt von Bamako macht einmal mehr deutlich, dass sich der so genannte ,Ring of Fire' von Afghanistan über Jemen, Syrien und den Irak bis nach Afrika erstreckt. Es reicht nicht aus, den IS in Syrien zu bekämpfen", sagte Oberstleutnant André Wüstner. „Für das künftige Engagement der Bundeswehr in Mali bedeutet das: Wir müssen robuste, kampfkräftige Truppen entsenden, um den Gefahren angemessen begegnen und erfolgreich sein zu können.“