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Corona-Lage in Großbritannien : Impfdaten aus Schottland bescheinigen Astra-Zeneca hohe Wirksamkeit

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Boris Johnson Ende vergangener Woche bei einem Treffen mit Mitarbeiterinnen in einem Impfzentrum in Wales. Bild: AP

An diesem Montag will der britische Premierminister Boris Johnson seinen Plan für den schrittweisen Ausstieg aus dem Lockdown präsentieren. Vorab veröffentlicht die schottische Gesundheitsbehörde erste Daten zum Erfolg der Impfkampagne.

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          Schon die erste der zwei Impfungen mit dem Präparat von Astra-Zeneca kann einer vorläufigen Datenauswertung zufolge das Risiko eines Klinikaufenthalts wegen Covid-19 wohl um bis zu 94 Prozent reduzieren. Das geht aus einer Analyse mehrerer schottischer Universitäten und der Gesundheitsbehörde Public Health Schottland hervor, die am Montag veröffentlicht wurde. Das Vakzin von Biontech und Pfizer reduziert das Risiko einer Hospitalisierung mit der ersten Dosis demnach um rund 85 Prozent.

          Die Werte gelten für die vierte Woche nach Erhalt der ersten Dosis. Verglichen wurde, wie viel Prozent weniger Klinikeinweisungen es bei erstmals Geimpften als bei noch nicht geimpften Menschen gab. Für die noch nicht in einem Fachmagazin erschienene Untersuchung griffen die Wissenschaftler auf die Daten von 5,4 Millionen Menschen, was fast der gesamten schottischen Bevölkerung entspricht. Berücksichtigt wurde der Zeitraum vom 8. Dezember bis 15. Februar. In dieser Zeit wurden in Schottland 1,14 Millionen Impfdosen verabreicht. Mehr als jeder Fünfte in dem britischen Landesteil wurde geimpft.

          „Diese Ergebnisse haben einen substanziellen Effekt bei der Reduzierung des Risikos von Krankenhauseinweisungen durch eine einzelne Impfdosis quer durch die schottische Bevölkerung gezeigt“, sagte Jim McMenamin, der Leiter der für Corona zuständigen Abteilung bei Public Health Scotland, der Mitteilung zufolge.

          In Großbritannien wird eine Impfstrategie verfolgt, bei der so viele Menschen wie möglich eine erste Impfung erhalten sollen. Die zweite Dosis wird erst nach bis zu zwölf Wochen verabreicht. Insgesamt wurden im Vereinigten Königreich bereits rund 17,5 Millionen Menschen mit einer ersten Dosis geimpft.

          Johnson präsentiert Fahrplan für Lockerung

          Weitere Details werden am Nachmittag erwartet, wenn Premierminister Boris Johnson seinen Fahrplan für die schrittweise Aufhebung des Corona-Lockdowns in England im Parlament vorstellt. Johnson strebt einen „vorsichtigen“ Ausstieg an.

          Bereits bekannt ist, dass Bewohner von Senioren- und Pflegeheimen vom 8. März an wieder Besuche eines ausgewählten Verwandten oder Freundes empfangen dürfen. Erwartet wird zudem, dass zum selben Termin die Schulen öffnen sollen. Zudem könnten zunächst Treffen zweier Haushalte im Freien sowie Outdoor-Aktivitäten wie Golf oder Tennis möglich sein.

          „Unsere Priorität ist es immer gewesen, Kinder zurück in die Schule zu bringen, da dies entscheidend für ihre Bildung und ihre mentale und körperliche Gesundheit ist“, sagte Johnson laut einer Mitteilung. „Wir werden außerdem Wege schaffen, in denen Menschen sich sicher mit ihren Lieben treffen können.“

          Bereits mehr als 17 Millionen Erst-Impfungen

          Für Einzelhandel und Gastronomie dürfte es noch länger dauern, bis sie wieder öffnen dürfen. Alle weiteren Lockerungsschritte sollen abhängig sein vom erfolgreichen weiteren Fortschritt der Impfungen, einer überschaubaren Infektionslage sowie davon, dass sich gefährliche Corona-Mutanten und Varianten nicht weiter ausbreiten. Da der Gesundheitsbereich eine Aufgabe der Regionalregierungen ist, kann Johnson nur für den größten Landesteil England entscheiden. Schottland, Wales und Nordirland legen ihre Corona-Maßnahmen eigenständig fest.

          In England gilt seit dem 5. Januar der bereits dritte Lockdown mit weitreichenden Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen. Großbritannien ist eines der am schwersten von der Pandemie getroffenen Länder Europas. Die Regierung setzt auf Massenimpfungen. Bisher haben landesweit mehr als 17 Millionen Einwohner eine erste Dosis erhalten - jeder dritte Erwachsene.

          Die Infektionslage hat sich in Großbritannien in den vergangenen Wochen deutlich verbessert, bleibt aber auf recht hohem Niveau. Am Sonntag wurden 9834 neue Fälle gemeldet. Die Kurve der Neuinfektionen sinkt seit Anfang Januar recht kontinuierlich. Zuletzt zählte das Land in den vergangenen sieben Tagen 124 neue Fälle pro 100.000 Einwohner. In Deutschland lag diese Sieben-Tage-Inzidenz am Sonntag knapp über 60.

          Der Statistiker David Spiegelhalter von der Universität Cambridge, der auch zum wissenschaftlichen Beratergremium der Regierung gehört, betonte, es sei wichtig, zwischen Lockerungsschritten ausreichend Zeit vergehen zu lassen, um die Auswirkungen auf die Infektionslage erkennen zu können. „Die Dinge können sich ändern und wir haben gesehen, dass sie sich sehr schnell ändern können, und das ist sehr beunruhigend“, sagte Spiegelhalter dem „Times Radio“.

          Am Montag sollte das Kabinett die Lockerungen final beschließen, bevor Johnson dem Parlament sowie der Öffentlichkeit seinen Plan im späteren Verlauf des Tages darlegen wollte.

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