Wahl in Japan : Tokio wird jetzt von einer Frau regiert
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Umweltministerin, Verteidigungsministerin und nun Gouverneurin von Tokio: Yuriko Koike. Bild: AP
Sie stellte sich gegen die eigene Partei und gewann dennoch die Wahl zur Gouverneurin von Tokio. Damit ist Yuriko Koikes die erste Frau, die in der japanischen Hauptstadt ins Rathaus einziehen wird.
Die japanische Hauptstadt Tokio wird in den nächsten Jahren erstmals von einer Frau regiert. Bei der Gouverneurswahl am Sonntag deuteten alle Hochrechnungen auf einen unangefochtenen Sieg Yuriko Koikes hin. Die Auszählung war am späten Abend zwar noch im Gange. Koike bedankte sich aber schon bei ihren Wählern und versprach eine neue Politik, wie sie noch niemand gesehen habe.
Der Wahlsieg der 64 Jahre alten Politikerin ist nur bedingt ein Signal dafür, dass das offizielle Bekenntnis von Ministerpräsident Shinzo Abe zur Frauenförderung Früchte trägt. Koike ist zwar Mitglied der größten Regierungspartei, der Liberaldemokraten (LDP). Doch trat sie bei der Gouverneurswahl als Unabhängige an, weil die LDP sich für einen anderen Kandidaten aus ihren Reihen entschieden hatte. Dem war ein Streit Koikes mit ihrer Partei vorausgegangen. Die LDP hatte es ihr übelgenommen, dass sie ihre Kandidatur nicht vorab mit der Parteiorganisation abgestimmt hatte.
Der Oppositionskandidat, ein von vier Parteien unterstützter Journalist, kam bei der Abstimmung nur auf Rang drei. Insgesamt hatten sich 21 Kandidaten zur Wahl gestellt.
Wahlkampfthemen waren Olympia und Erdbeben
Der Wahlkampf war weitgehend von lokalen Themen in der Metropole von mehr als 13,5 Millionen Einwohnern dominiert gewesen. Die wichtigsten Kandidaten versprachen, wie Koike, das Angebot an Kinderbetreuungsplätzen und in der Altenpflege zu verbessern sowie Tokio besser auf Erdbeben und andere Katastrophen vorzubereiten.
Einheitliches Thema war auch das Versprechen, die Kosten der Olympischen Sommerspiele 2020 in Tokio strikt unter Kontrolle zu halten. Eine der wichtigsten Aufgaben Koikes wird sein, die Stadt auf das Großereignis vorzubereiten, das seit einiger Zeit von Skandalen überschattet ist. Der Stadionneubau ist nach einer Neuplanung zeitlich im Verzug. Zudem mussten die ursprünglichen Logos der Spiele nach Plagiatsvorwürfen aus dem Verkehr gezogen werden.
In ihrer langen Laufbahn seit Anfang der neunziger Jahre war Koike unter anderem Umweltministerin unter Ministerpräsident Junichiro Koizumi und Verteidigungsministerin im ersten Kabinett von Shinzo Abe. Die beiden unmittelbaren Vorgänger Koikes im Amt des Gouverneurs hatten wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten zurücktreten müssen.