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Nordkorea : Hungern im Land der Helden

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Wer Pjöngjang mehrere Jahre nicht gesehen hat, staunt. Bild: Reuters

Noch mehr Monumentalbauten und hin und wieder gar eine Luxuslimousine – auf den ersten Blick hat sich Pjöngjang gewandelt, wären da nicht die ständigen Stromausfälle. Auf dem Land aber leben die Menschen weiterhin in bitterer Armut. Ein Besuch in Nordkorea.

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          Morgens um fünf Uhr erschallt in den dunklen Straßen von Pjöngjang eine wehmütige Melodie. Während sich die ersten Menschen zur Arbeit aufmachen und einzelne gebückte Gestalten mit kurzen Reisigbesen die Gehsteige der nordkoreanischen Hauptstadt fegen, gibt die Musik aus den Lautsprechern die Zeit an. Das ist unser „Sehnsuchtslied“, erklärt der offizielle Begleiter. „Wir sehnen uns nach unserem großen Feldherrn Kim Jong-il.“

          Vier Jahre nach dem Tod des „großen Feldherrn“ hat die nordkoreanische Hauptstadt Pjöngjang sich herausgemacht. Wer Pjöngjang mehrere Jahre nicht gesehen hat, staunt. Nicht nur sind mehr Monumentalbauten zu bewundern, die nun abends sogar für einige Stunden angestrahlt werden. An den Stadträndern sind neue Hochhaussiedlungen entstanden, mit Grünanlagen, Kinderspielplätzen und blitzblank gefegten Wegen und Straßen. Im Stadtzentrum prangen einige neue fünfzigstöckige Hochhaustürme, von den Ausländern in Pjöngjang „Klein-Dubai“ genannt, die mit ihren spiegelnden Fassaden den Eindruck von Moderne verbreiten.

          Vorbei scheinen auch die Zeiten, da einsame Verkehrspolizistinnen auf leeren Kreuzungen den nicht vorhandenen Verkehr regelten. Der Autoverkehr hat deutlich zugenommen, es sind auch Wagen neueren Baujahrs, auch aus Japan und Südkorea, darunter, auch die ein oder andere Luxusmarke und SUVs sind unterwegs. Und überraschenderweise gibt es jetzt auch Taxis in Pjöngjang. Seit zwei Jahren, wie Bewohner versichern. Die Taxis sehen aus wie die im Nachbarland China, und sie seien sehr teuer, wird bestätigt, doch scheinen sie Kundschaft zu finden.

          Auf dem Platz vor dem Hauptbahnhof von Pjöngjang steht seit diesem Jahr eine großen Bildschirmwand, auf der Bilder von der Schönheit Nordkoreas, Nachrichten und patriotische Konzerte übertragen werden. Reisende sitzen auf Betonbänken und verfolgen fasziniert die farbenprächtigen und lauten Übertragungen. In der Nähe des Bahnhofs gibt es jetzt einige Restaurants und Buden, die Essen und Bier verkaufen und abends und morgens gut besucht sind.

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          Telefonieren nur innerhalb des Landes

          Gäste mit Devisen – außer Dollar und Euro werden auch chinesische Yuan akzeptiert – können in kleinen Restaurants in den Erdgeschossen der Wohngebäude neben koreanischem Essen auch Pizza und Spaghetti bestellen. In den nächtlichen Straßen lässt sich auch die ein oder andere gut besuchte Bierhalle sichten, zu der Ausländer aber keinen Zutritt haben. In kleinen Kiosken am Straßenrand werden Gemüse und Kartoffeln angeboten und gelegentlich sogar ein gebratenes Huhn.

          Die Einwohner von Pjöngjang, die morgens in endlos langen Schlangen auf übervolle Busse warten, sind adrett gekleidet, einige wenige tragen ein Handy, mit dem aber nur innerhalb des Landes telefoniert werden kann. Gäbe es da nicht den kleinen Unterschied, so erscheint Pjöngjang wie eine unterentwickelte Stadt etwa der chinesischen Provinz. Da ist die rote Anstecknadel, die jeder Bürger der Demokratischen Volksrepublik Nordkorea an der Brust trägt. Es gibt sie in zwei Ausführungen: eine mit dem Bild des „Ewigen Präsidenten“ Kim Il-sung, der im Jahr 1994 starb, eine mit dem Bild von Kim Il-sung und seinem Sohn Kim Jong-il, der das Land nach dem Tod seines Vaters bis 2011 führte.

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