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Krise in Thailand : Anführer der Opposition erschossen

Handfeste Gewalt vor den Wahllokalen: Regierungsgegner hindern in Bangkok einen Mann daran, seine Stimme bei der Vorwahl abzugeben Bild: dpa

Es geschah während einer Rede vor seinen Anhängern: Suthin Taratin, einer der Anführer der Protestbewegung gegen die Regierung Shinawatra, erlag in Bangkok tödlichen Schüssen. Auch vor den Wahllokalen eskaliert die Lage in Thailand.

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          Die Regierungsgegner in Thailand haben am Sonntag Dutzende Wahllokale blockiert und damit die vorgezogene Stimmenabgabe für den  Urnengang in einer Woche stark beeinträchtigt. In der Hauptstadt Bangkok sowie im Süden konnten viele registrierte Frühwähler ihre Stimme nicht abgeben, weil die Demonstranten die Wahllokale zur Schließung gezwungen hatten. Es kam auch zur gewaltsamen Zusammenstößen.

          Till Fähnders
          Politischer Korrespondent für Südostasien.

          Bei einem Angriff auf die Regierungsgegner wurde einer ihrer Anführer mit einem Schuss in den Kopf getötet. Neun weitere Menschen wurden verletzt. Die Regierung teilte mit, dass sie trotzdem an dem Wahltermin festhalten werde. Die vorgezogene Stimmenabgabe sei in 90 Prozent der Fälle  ordentlich verlaufen. In 66 von 76 Provinzen, besonders im Norden und  Nordosten, wo die Regierung ihre Anhänger hat, waren die Wahllokale offen  geblieben.

          Der am Sonntag getötete Suthin Taratin war Anführer einer Gruppe mit dem Namen  „Demokratische Kraft des Volkes zum Sturz des Thaksinismus“ (Pefot). Sie hatte  schon früher im Lumphini-Park in Bangkok gegen die Regierung demonstriert und  beteiligt sich nun an den Protesten des „Volkskomitees für Demokratische  Reform“ (PDRC), das von dem früheren Vize-Regierungschef Suthep Thaugsuban  geführt wird.

          Forensische Untersuchungen nach den tödlichen Schüssen in Bangkok an diesem Sonntag Bilderstrecke
          Forensische Untersuchungen nach den tödlichen Schüssen in Bangkok an diesem Sonntag :

          Wie die „Bangkok Post“ berichtete, hatte Suthin Taratin mit  seinem Gefolge ein Wahllokal in Bangkoks Bang-Na-Distrikt blockiert. Danach  wurden sie angegriffen und beschossen. Die Zeitung vermutete Anhänger der  Regierung, sogenannte Rothemden, hinter dem Attentat. Obwohl die Regierung in Bangkok den Ausnahmezustand verhängt hat, um besser gegen die Demonstrationen vorgehen zu können, konnten die Regierungsgegner dort fast überall ungehindert Wahllokale blockieren.

          In nur zwei Bezirken der  Hauptstadt lief die Stimmenabgabe regulär ab. Das CMPO, das von der Regierung  eingesetzte Komitee, das den Ausnahmezustand überwacht, gab der Wahlkommission  einen Teil der Schuld. Sie habe voreilig Wahllokale geschlossen, als sich  Demonstranten in der Umgebung blicken ließen, sagte der Außenminister Surapong  Tovichakchaikul, der das CMPO berät. Die Kommission habe auch nicht bei Polizei  und Armee um Hilfe angefragt, sagte der Minister.

          Er deutete an, dass sie womöglich keinen ordentlichen Ablauf der Stimmenabgabe wollte. Tatsächlich liegt die Wahlkommission seit längerem mit der Regierung über den  Wahltermin in der kommenden Woche über Kreuz. Sie möchte, dass ein neuer Termin gefunden wird, und nennt als Grund Sicherheitsbedenken. Allerdings sehen viele Beobachter die Kommission auf der Seite der Regierungsgegner. Die Demonstranten  boykottieren die Neuwahlen am 2. Februar, die von  Regierungschefin Yingluck Shinwatra erst unter dem Druck der Demonstrationen ausgerufen worden war.

          Die Regierung hatte bislang argumentiert, dass die Verfassung ihr keine  Verschiebung der Wahl erlaube. Am Freitag hatte das Verfassungsgericht aber  gegenteilig entschieden. Die Regierung müsse sich aber mit der Wahlkommission  auf eine Verschiebung einigen, urteilten die Richter.

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