Afghanistan : Helferprotest vor Bundeswehr-Feldlager
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Ehemalige afghanische Helfer haben die Zufahrt zum Feldlager der Bundeswehr in Kundus blockiert. Wie heute bekannt wurde, forderten sie bereits am Dienstag finanzielle Hilfen und Asyl in Deutschland.
Vor dem Bundeswehr-Feldlager in Kundus haben ehemalige afghanische Helfer für eine finanzielle Unterstützung und die Aufnahme in Deutschland demonstriert. Rund 20 Afghanen hätten sich bereits am Dienstag vor dem Camp versammelt und eine Gleichbehandlung mit den derzeit dort beschäftigten Helfern gefordert, teilte das Verteidigungsministerium am Freitag mit. Mitarbeiter aus dem Feldlager hätten Gespräche mit ihnen geführt und Fragen beantwortet. Dennoch hätten die Demonstranten mehrere Reifen in Brand gesetzt und die Zufahrt zum Camp versperrt. Afghanische Sicherheitskräfte hätten sie schließlich mit friedlichen Mitteln und durch Gespräche zur Aufgabe bewegt.
Das Verteidigungsministerium teilte nicht mit, für welche Nation die Afghanen früher tätig waren. Sie hätten für die Nato-Truppe Isaf und die internationale Gemeinschaft gearbeitet, hieß es lediglich. Die Forderung nach Asyl in Deutschland lässt jedoch vermuten, dass die Afghanen bei der Bundeswehr beschäftigt waren. Das Camp in Kundus steht unter deutscher Führung, dort sind neben Truppen anderer Isaf-Nationen mehrheitlich Bundeswehr-Soldaten stationiert.
Dolmetscher besonders gefährdet
In Kundus sind knapp 1000 deutsche Soldaten stationiert. Vergangene Woche hatte die Bundesregierung ihre grundsätzliche Bereitschaft zur Aufnahme gefährdeter afghanischer Helfer erklärt. Jeder Fall soll einzeln geprüft werden. Auch finanzielle Hilfen zum Umzug in eine andere Provinz sind möglich. Die Afghanen wurden darüber über Aushänge und Flugzettel im Camp in Kundus informiert.
Die Bundeswehr beschäftigt in Afghanistan etwa 1350 Einheimische - vor allem Dolmetscher, aber auch Reinigungskräfte und Wachpersonal. Als besonders gefährdet gelten Übersetzer, die die deutschen Soldaten auch auf Patrouillen begleiten. Viele von ihnen fürchten nach dem Abzug der internationalen Kampftruppen Ende 2014 um ihr Leben und berichten über Drohungen der radikal-islamischen Taliban, die in der Zusammenarbeit einen Verrat sehen.