Der Kampf um die Seele des Islams
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Am 28. September 2001 demonstrieren Islamisten in der pakistanischen Stadt Peschawar mit Bildern des Al-Qaida-Führers Osama bin Laden. Bild: Georges Merillon/Gamma
Unmittelbar nach den Anschlägen jubelten viele Muslime. Doch das hielt nicht lange an: Als Gegenreaktion setzten Bemühungen ein, den Islam zu modernisieren – und die Islamisten gerieten in die Defensive.
In vielen Ländern der arabischen Welt waren die Menschen zu Freudenkundgebungen auf die Straße geströmt, als sie am 11. September 2001 die Bilder von den beiden einstürzenden Türmen des World Trade Centers sahen. Sie lagen sich in den Armen, zunächst interessierte sie nicht, wer die Attentäter waren. Die Älteren zogen Parallelen zum Oktober 1973, als die ägyptische Armee die israelische Verteidigungslinie am Ostufer des Suezkanals überquerte. Die einstürzenden Türme hätten die „amerikanische Arroganz“ unter sich begraben, hieß es. In den Medien wurde der Koranvers 4:78 rezitiert: „Wo immer ihr auch seid, wird euch der Tod erfassen, und wäret ihr auch in hochgebauten Türmen.“
Die Muslime fanden sich in ihrer Religion bestätigt. Als wenig später der amerikanische Präsident George W. Bush einen „Kreuzzug gegen den Terror“ ausrief, nahmen die Muslime ihn als Krieg gegen ihre Religion wahr. Und nun machten Verschwörungstheorien die Runde: Einmal steckten die Amerikaner selbst hinter dem Attentat, dann war es die „jüdische Weltverschwörung“.
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