Anschläge in Madrid : Der „afghanische“ Marokkaner
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Hier wohnte der Verdächtige Jamal Zougam Bild: AP
Neben dem festgenommenen Jamal Zougam sind fünf weitere Marokkaner als mutmaßliche Attentäter von Madrid identifiziert worden - Erste Spuren der Ermittler in Spanien.
Jamal Zougam, ein Marokkaner aus Tanger, wohnhaft in Spanien, gilt den Ermittlungsbehörden als Schlüsselfigur zur Aufklärung der Madrider Terroranschläge. Der dreißig Jahre alte Mann, der am vorigen Samstag im Zusammenhang mit "dem Verkauf und der Fälschung" eines Mobiltelefons und einer Telefonkarte aus einem nicht explodierten Bombenrucksack in Madrid festgenommen wurde, ist ein sogenannter "afghanischer" Marokkaner.
Er soll einst in den Lagern von Al Qaida als "islamischer Kämpfer" ausgebildet worden sein. Nach spanischen Medienberichten vom Dienstag hat die Polizei nun erste Zeugen, die ihn am 11. März in einem der Züge gesehen haben wollen.
Ein zitiertes Indiz
Insgesamt sollen Zeugen sogar auf ein halbes Dutzend mutmaßlicher marokkanischer Terrorverdächtiger hingewiesen und Gesichter identifiziert haben. Drei Marokkaner - neben Zougam Mohamed Bekkali und Mohamed Cahoui sowie zwei Inder - sind in Haft und werden verhört. Andere wurden in ihren Madrider Wohnungen gesucht, aber noch nicht gefunden. So konzentrieren die Fahnder ihre Arbeit neben der Frage, woher der benutzte Sprengstoff kam, auf die Biographie und die verzweigten Kontakte Zougams in dem weitläufigen Al-Qaida-Netz mit Spuren von Casablanca bis nach Paris und Hamburg.
Eine Hypothese ist, daß die Selbstmordattentate im vergangenen Jahr in der marokkanischen Wirtschaftsmetropole (45 Tote) und die Anschläge jetzt in Madrid (201 Tote) von den gleichen radikalen Islamistengruppen geplant und ausgeführt worden sein könnten. Ein zitiertes Indiz ist die angebliche Freundschaft Zougams mit dem ebenfalls aus Tanger stammenden Salah Eddin Benyaich alias Abu Mughen, der nach Casablanca festgenommen wurde und dort noch in Haft ist. Auch dessen Bruder Abdelaziz Benyaich soll Zougam wiederholt in Spanien besucht haben und von ihm in Marokko noch kurz vor dem Mai-Verbrechen vorigen Jahres in Casablanca besucht worden sein.
Ohne feste Beweise und Folgen
Zougams Name fiel früher schon der französischen Polizei bei Al-Qaida-Ermittlungen auf. Sie unterrichtete davon auch die spanischen Behörden. In den Akten des spanischen Ermittlungsrichters Garzón stand er mehrere Male, allerdings ohne feste Beweise und Folgen. Zougams Verbindungen zu Al-Qaida-Verdächtigen in Spanien reichen in die Zeit vor dem amerikanischen 11. September 2001 zurück. Hier war die Schlüsselfigur Imad Eddin Barakat Yarkas alias Abu Dahdah.
Der Spanier syrischer Herkunft soll der Anführer einer wichtigen, inzwischen zerschlagenen Al-Qaida-Zelle in Spanien gewesen sein und sitzt hier in Haft. Er wird sowohl als möglicher Helfer bei dem letzten "Gipfel" des Selbstmordpiloten Mohamed Atta und dem "Koordinator" Ramzi Binalshibh im spanischen Tarragona im Spätsommer 2001 verdächtigt. Seine Telefonnummer fand sich offenbar auch in der Hamburger Wohnung der dortigen Al-Qaida-Zelle. Aus dem Gefängnis heraus hat Abu Dahdah inzwischen das "grausame Verbrechen" in Madrid verurteilt.
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