Mögliche Yücel-Freilassung : Merkel: „Nichts würde ich mir mehr wünschen“
- Aktualisiert am
„Welt“-Korrespondent Deniz Yücel Bild: dpa
Die Kanzlerin appelliert an die Türkei, den Journalisten Deniz Yücel freizulassen. Die Doppelstaatsbürgerschaft des inhaftierten Korrespondenten erschwere die Bemühungen der Bundesregierung.
Die Freilassung des in der Türkei inhaftierten „Welt“-Korrespondent Deniz Yücel hat für Bundeskanzlerin Angela Merkel eine hohe Priorität. Zwar hätten alle Bemühungen bislang nicht zur Freilassung geführt, „aber nichts würde ich mir mehr wünschen als das“, sagte sie der „taz“ vom Dienstag. Merkel fügte hinzu: „Wir setzen uns auf allen Kanälen für ihn ein. Das ist leider sehr kompliziert, weil Deniz Yücel Doppelstaatler ist und wir da konsularisch nicht so viele Rechte haben.“ Trotzdem tue die Regierung alles in ihrer Macht Stehende für ihn, öffentlich, aber vor allem auch in den Kontakten mit türkischen Behörden.
Merkel sagte, dass sich die Bundesregierung auch um die deutsche Übersetzerin Mesale Tolu, den deutschen Menschenrechtler Peter Steudtner sowie die weiteren Inhaftierten sorge. „Wir haben die Reisehinweise für die Türkei verändert und gehen weit restriktiver an wirtschaftliche Kontakte heran“, fügte sie hinzu.
Yücel, Tolu und Steudtner sitzen wegen Terrorvorwürfen in Untersuchungshaft. Yücel, gegen den am 27. Februar Untersuchungshaft erlassen wurde, wird zudem Volksverhetzung vorgeworfen. Tolu arbeitete für die regierungskritische Nachrichtenagentur ETHA. Sie war am 30. April von Polizisten einer Anti-Terror-Einheit festgenommen worden.
SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz erneuerte am Montag seine Forderung nach einem Ultimatum an den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan zur Freilassung von deutschen Inhaftierten in Gefängnissen der Türkei. Andernfalls soll nach seiner Ansicht die Erweiterung der EU-Zollunion mit dem Land gestoppt werden. CSU-Chef Horst Seehofer verlangte, dass die Zahlungen für die Türkei zur Vorbereitung eines EU-Beitritts eingestellt werden.