Proteste in Brasilien : Rio de Janeiro und São Paulo lenken ein
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Erst Demonstrationen, dann Gewalt: In Niterói nahe Rio de Janeiro randalierten Jugendliche die ganze Nacht Bild: AFP
Die Busfahrscheine werden wieder billiger. Doch die Proteste gehen weiter. Zuletzt kam es in der nordbrasilianischen Stadt Fortaleza zu Zusammenstößen zwischen Polizei und Demonstranten.
Die Regierungen der brasilianischen Städte São Paulo und Rio de Janeiro haben die Erhöhung der Fahrpreise im öffentlichen Nahverkehr zurückgenommen. Damit haben sie die Forderung erfüllt, die zunächst Anlass der von Ausschreitungen begleiteten Demonstrationen in den beiden Großstädten und in anderen brasilianischen Städten waren. In São Paulo kostet der Omnibusfahrschein damit wieder drei Reais (1,02 Euro) statt 3,20 (1,09 Euro), in Rio wurde die Erhöhung um sieben Centavos zurückgenommen. Die Rücknahme sei „ein großes Opfer“, sagte der Gouverneur des Bundesstaates São Paulo, Geraldo Alckmin. Zum Ausgleich müssten Investitionen gestrichen werden. Der Bürgermeister von Rio, Eduardo Paes, erwartet, dass der Nationalkongress ein Gesetz zur Reduzierung der Steuern für den öffentlichen Nahverkehr beschließt.
Die Initiatoren der Protestaktionen kündigten an, dass die Demonstrationen trotz der Zugeständnisse weitergingen. Die Studentenbewegung „Passe Livre“ (Freie Fahrt) beharrt auf ihrer Forderung nach kostenlosem öffentlichem Nahverkehr. Die verbreitete Korruption, die Mängel im öffentlichen Gesundheits- und Bildungswesen sowie die Verschwendung öffentlicher Mittel, vor allem aus Anlass der Fußballweltmeisterschaft im nächsten Jahr, sind weiterhin Gegenstand der Proteste.
Autobrücke vorsorglich gesperrt
Zuletzt kam es in der nordbrasilianischen Stadt Fortaleza zu Zusammenstößen zwischen Polizei und Demonstranten in der Nähe des Stadions, in dem das Spiel Brasilien gegen Mexiko um den Confederations Cup ausgetragen wurde. An der zunächst friedlichen Demonstration hatten 40.000 Personen teilgenommen. Mindestens acht Polizisten wurden durch Steine verletzt, die Protestteilnehmer gegen sie geschleudert hatten.
In São Paulo blockierten Demonstranten die Autobahn, die zur Küste führt. Im Bundesstaat Rio de Janeiro hatten sich die Proteste in die Stadt Niterói verlagert. Die Brücke über die Guanabara-Bucht, die Rio mit Niterói verbindet, war von der Polizei vorsorglich gesperrt worden, so dass nur eine Verkehrsverbindung per Schiff bestand. Für diesen Donnerstagabend wurden in mehreren brasilianischen Städten wieder Großdemonstrationen angekündigt.