Papst in Mexiko und Kuba : Ein welthistorisches Treffen mit Kirill
- -Aktualisiert am
Papst Franziskus und der russisch-orthodoxe Patriarche Kirill sollen sich in Kuba zum ersten Mal treffen. Bild: dpa
Der Papst reist am diesem Freitag nach Lateinamerika. In Mexiko wird er die Drogenmetropole Juárez besuchen. Das brisanteste Gespräch aber hat er mit einem Russen. Den Patriarchen Kirill trifft er in Kuba. Putin freut das.
Fünf lange Tage, fünf symbolträchtige Orte – so viel Zeit und Aufmerksamkeit wie Mexiko hat Papst Franziskus seit seiner Wahl vor fast drei Jahren noch keinem Land der Welt schenken wollen. Jetzt aber lenkt eine kleine Kursänderung des für Freitag geplanten Hinflugs den Blick auf ein anderes Ereignis. Franziskus will auf Kuba zwischenlanden und den kommunistisch beherrschten Inselstaat für wenige Stunden in die Kulisse eines welthistorischen Ereignisses verwandeln: Im Anschluss an eine Begegnung mit Staats- und Parteichef Raúl Castro will der Papst dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kirill von Moskau und ganz Russland begegnen.

in der politischen Redaktion verantwortlich für „Die Gegenwart“.
„Überglücklich“ sei Franziskus über diese erste Zusammenkunft des Oberhaupts der größten orthodoxen Kirche mit dem Bischof von Rom überhaupt, wollte zu Beginn dieser Woche die Mailänder Zeitung „Corriere della Sera“ wissen.
Das Treffen ist ein kirchenpolitischer Durchbruch
Der Sprecher des Vatikans, Pater Lombardi, dementierte dieses wörtliche Zitat ebenso wenig wie die vielen anderen Behauptungen, die die Zeitung dem Papst in den Mund gelegt hatte. Denn in der Tat hat Franziskus mit der kurzfristigen Ankündigung des Treffens einen kirchenpolitischen Durchbruch erzielt, der seinen beiden unmittelbaren Vorgängern Johannes Paul II. und Benedikt XVI. von der sowjetischen beziehungsweise russischen Führung und der ihr hörigen Kirche immer wieder verwehrt worden war.
Mehr als dreißig Jahre hieß es aus Moskau, erst müsse der Vatikan die Unterstützung der mit Rom unierten Kirchen auf dem „kanonischen Territorium“ der Orthodoxie einstellen und nicht länger in eigenen, „lateinischen“ Kirchenstrukturen um orthodoxe Gläubige werben, dann könne man auf Augenhöhe miteinander sprechen. Mit einem Mal ist von all diesen Vorbedingungen nicht mehr die Rede, obwohl Rom auf diese Forderungen Moskaus nicht eingegangen zu sein scheint.
Putin dürfte registriert haben, dass der Papst zur Ukraine schweigt
Aber der russische Präsident Putin, ohne dessen Zustimmung Patriarch Kirill keinen Schritt tun kann, dürfte nicht nur registriert haben, dass Franziskus und seine Diplomaten zu der russischen Aggression in der Ukraine und der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim seit Jahren beredt schwiegen, allen flehentlichen Bitten seitens der ukrainischen Kirchen zum Trotz.
Auch zu dem Völkermord, den der syrische Gewaltherrscher Assad mit diplomatischer und inzwischen auch direkter militärischer Hilfe Putins einschließlich des Segens des Patriarchen für den Präsidenten begeht, fehlen bis heute aus Rom Äußerungen, die Ross und Reiter beim Namen nennen.
Vielmehr stimmten der Vatikan und Putin in ihrer Analyse der fatalen Rolle des Westens im Irak und während des sogenannten „Arabischen Frühlings“ teilweise überein, ließ der „Corriere della Sera“ wissen. Auch diese Äußerung des Papstes wurde vom Vatikan nicht dementiert. Das sind die Fundamente, auf denen die neue „Brücke“ ruht, die Franziskus zwischen russischer Orthodoxie und römisch-katholischer Kirche bauen will.
Franziskus und Kirill – schönerer Bilder kann es für Putin nicht geben
Aus russischer Sicht könnte der Zeitpunkt des Brückenbaus günstiger nicht sein. Angesichts des drohenden Zusammenbruchs der russischen Wirtschaft muss Putin sein Volk nicht nur mit militärischen Muskelspielen bei Laune halten. Schönere Bilder als die von seiner Marionette Kirill Arm in Arm mit Papst Franziskus auf angeblich neutralem Boden könnte es für den russischen „Friedensstifter“ derzeit kaum geben.