Fußball-WM in Brasilien : Spiele mit großen Summen
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Beistand ist nötig: Der auf den Stadionbau in Sao Paulo gekrachte Kran Bild: REUTERS
Am Freitag werden in Brasilien mit viel Pomp die Gruppen für die Fußball-WM ausgelost. Die Stadien sind noch lange nicht fertig – aber das ist die kleinste Sorge des Landes.
In der Hotelanlage Costa do Sauípe am Atlantikstrand nördlich von Salvador da Bahia werden am Freitag die acht Gruppen für die Endrunde zur Fußball-Weltmeisterschaft ausgelost. Vom 12. Juni 2014 an werden die 32 Teilnehmer zunächst ihre jeweils drei Gruppenspiele gegeneinander austragen. Richtig spannend wird es dann Ende Juni und Anfang Juli, wenn es in der Ausscheidungsrunde vom Achtelfinale bis zum Endspiel geht. Das findet am 13. Juli im legendären Maracanã-Stadion in Rio de Janeiro statt. Dort sollen sich die brasilianischen Kicker den sechsten WM-Titel sichern. So hat es Trainer Luiz Felipe Scolari verkündet – und so erhofft, so erwartet es die Fußballnation Brasilien.
Deshalb wurde die Auslosung am Freitag von den Veranstaltern vorab zum ersten Schritt auf dem „Caminho do Hexa“ (Weg zum Sechsten) ausgerufen. Ein Sieg im Endspiel von Rio de Janeiro würde freilich weit mehr bringen als den sechsten Stern auf dem Trikot des Nationalteams. Er wäre der erste Titelgewinn auf heimischem Boden für Brasilien und vor allem die Überwindung eines nationalen Traumas aus dem Jahr 1950. Damals, beim ersten Turnier nach zwölfjähriger Unterbrechung wegen des Zweiten Weltkriegs, verloren die hochfavorisierten Brasilianer das entscheidende Spiel gegen den kleinen Nachbarn Uruguay mit 1:2. Nach dem Ort der historischen Niederlage in der damaligen Hauptstadt Rio de Janeiro heißt die bis heute schmerzende Schmach „Maracanaço“ – der „Schlag von Maracanã“.
Schönste Anlage des Landes
Nach 64 Jahren und fünf Auswärtstiteln der „Seleção“ soll am 13. Juli 2014 endlich der Triumph daheim folgen. Als wolle man schon jetzt mit dem Feiern beginnen, hat der brasilianische nationale Fußballverband CBF die Vorsitzenden der Verbände in den 27 Teilstaaten und die Chefs der 20 Erstligavereine zur WM-Auslosung nach Costa do Sauípe eingeladen. Zusammen mit jeweils einer Begleitperson können die Funktionäre vier Tage in einer der schönsten Ferienanlagen des Landes verbringen. Die Kosten in Höhe von knapp 160.000 Euro trägt der CBF. Formal geht es bei der Sommerfrische natürlich auch um Verbandsangelegenheiten: Im April wird von den 27 Verbandspräsidenten und den 20 Vereinschefs ein neuer CBF-Vorsitzender gewählt.
Dafür braucht es allerlei Sitzungen, bei denen die Kandidaten für die Nachfolge des scheidenden Verbandspräsidenten José Maria Marin tüchtig Lobbyarbeit betreiben können. Auch das Exekutivkomitee des Welt-Fußballverbands Fifa kommt vor der Auslosung vom Freitag zu einer Sitzung in Costa do Sauípe zusammen. Anders als beim Stadionbau in den zwölf Austragungsorten hat es bei den Vorbereitungen für die Gruppenauslosung in Costa do Sauípe keine Verzögerungen gegeben. Schon im August wurde die eigens für die WM-Auslosung auf dem ausladenden Hotelareal errichtete „Arena Sauípe“ übergeben. Die Baukosten beliefen sich auf umgerechnet rund 4,5 Millionen Euro. Das Geld stammt aus dem größten Pensionsfonds des Landes, jenem der staatlichen Banco do Brasil. Der Fonds ist zugleich hundertprozentiger Eigner der Hotelanlage in Costa do Sauípe.