Chavismus in Venezuela : Auch die Ewigkeit hat einmal ein Ende
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Säkulare Heiligenverehrung: Anhänger des verstorbenen Präsidenten Hugo Chávez in Caracas. Bild: AFP
An seinem zweiten Todestag wird Hugo Chávez, der „Comandante Eterno“, in Venezuela groß gefeiert. Doch dem Chavismus laufen die Anhänger davon.
Man weiß nicht, wie man nennen soll, was am Donnerstag in Venezuela begonnen hat und bis zum 15. März dauern wird. Es ist eine Mischung aus aufgewärmter Staatstrauer, jährlichem Heldengedenken und säkularer Heiligenverehrung. Am 5. März 2013 starb der venezolanische Präsident Hugo Chávez – im Alter von 58 Jahren und nach zweijährigem Kampf gegen eine Krebserkrankung, über deren Art sich das Regime in Caracas bis heute in Schweigen hüllt. Zehn Tage lang soll nun der zweite Todestag von Chávez offiziell begangen werden – mit Feuerwerken und Märschen, Kundgebungen und Debatten, Sondersendungen im Staatsfernsehen und Sonderausgaben von regierungstreuen Zeitungen.
Vor zwei Jahren gehörte auch der Taxifahrer Manuel Lopez, der aus Angst vor Repressalien nicht seinen richtigen Namen in der Zeitung lesen will, zu den Hunderttausenden Venezolanern, die an Chávez’ Sarg vorbeidefilierten. Zum Begräbnis des Präsidenten und Revolutionsführers waren seinerzeit mehr als 30 Staats- und Regierungschefs aus aller Welt gekommen.
Lopez lebt mit Frau und Kindern in einem Viertel im Westen der Hauptstadt Caracas, wo an den Fassaden der unansehnlichen Wohnblocks riesenhafte Porträts des salutierenden „Comandante“ Hugo Chávez zu sehen sind. Oder auch nur sein stilisiertes Unterschriftskürzel. Oder Chávez auf dem Fahrrad, Chávez in der Hängematte, Chávez beim Abfeuern eines Gewehrs. Die Propaganda des Regimes unter Präsident Nicolás Maduro, wonach sein Amtsvorgänger eigentlich noch am Leben sei, stimmt jedenfalls mit Blick auf die Wandbilder von Caracas und anderen Städten Venezuelas: Hugo Chávez ist allgegenwärtig.
Lopez ist auch zwei Jahre nach Chávez‘ Tod ein treuer „Chavista“, wie die Anhänger der sozialistischen Ideologie des zum Präsidenten aufgestiegenen Fallschirmspringers der Streitkräfte heißen. Von der venezolanischen Opposition, die Maduro vorzeitig aus dem Präsidentenamt jagen will, hat er keine gute Meinung. „Das sind keine Menschen, das sind Tiere“, schimpft er. Und er glaubt auch zu wissen, wer hinter ihnen steckt: „Die Vereinigten Staaten mischen sich nicht nur bei uns in Venezuela ein, sie wollen die ganze Welt beherrschen. Aber die Welt hat sich geändert. Die Chinesen stehen auf unserer Seite, sie helfen uns, ohne uns kontrollieren zu wollen.“
Der Taxifahrer macht sich keine Illusionen über die Lage im Land: „Wir haben viele Probleme“, gesteht er ein. Die Versorgungsengpässe, die Gewaltkriminalität, die Inflation. „Alles wird immer teurer, nur das Benzin nicht, gottlob“, sagt er. Kürzlich musste er die Klimaanlage in seinem Jeep „Renegade“ austauschen, das hat ihn mehr als 350 Dollar gekostet; die meisten Dollars musste er sich auf dem Schwarzmarkt zum Umtauschkurs von rund 250 Bolívar zum Dollar besorgen. Dafür müsste der Taxifahrer nach seinem offiziellen Gehalt mehr als ein halbes Jahr arbeiten. Ohne Nebeneinkünfte – wie eigentlich verbotene Taxifahrten vom Flughafen in die Stadt für amerikanische Dollar – ginge nichts. Immerhin sei aber der Preis fürs Benzin seit Chávez’ Tod nicht gestiegen, lobt Lopez.