Besuch in Kuba : Papst Franziskus trifft Fidel Castro
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Papst Franziskus auf dem Platz der Revolution in Havanna Bild: dpa
„Diese Wirtschaft tötet“, sagt Präsident Raúl Castro zur Begrüßung des Papstes in Kuba – ein Zitat aus dem Apostolischen Schreiben „Evangelii Gaudium“. Wenig später trifft Franziskus wie sein Vorgänger Benedikt auf Fidel Castro.
Papst Franziskus hat am Sonntag in Havanna den „Comandante“ Fidel Castro getroffen. Wie Vatikansprecher Pater Federico Lombardi später bestätigte, kam es zu einem herzlichen, dreißig bis vierzig Minuten dauernden Gedankenaustausch, bei dem auch Familienmitglieder des greisen Revolutionsführers teilnahmen.
Als Geschenk habe der Papst eine Reihe von religiösen Büchern mitgebracht. Damit knüpfte der Papst an das ähnlich verlaufene Treffen zwischen seinem Vorgänger Benedikt XVI. und dem „Comandante“ 2012 an, wobei es um „Gott, Leben und den Tod“ gegangen sei. Fidel Castro habe sich an jenes Gespräch gut erinnern können, sagte Lombardi, und sich für die Bücher bedankt.
Herzlicher Empfang in Havanna
Darunter war eines von Jesuitenvater Amando Llorente, der einmal ein Lehrer Castros war und vor fünf Jahren mit 91 Jahren in Miami starb. Im Gegenzug schenkte Fidel Castro seine von 1985 stammenden Überlegungen zur Religion, eine Aufzeichnung der Gespräche zwischen ihm und dem brasilianischen Priester Frei Betto. In ihnen legt Castro seine Haltung zu Religion vor dem Hintergrund seiner katholischen Erziehung dar.
Der Papst war zuvor in Havanna herzlich vom kubanischen Präsidenten, Fidel Castros Bruder Raúl, empfangen worden. Drei Tage will Franziskus auf der kommunistischen Karibikinsel bleiben, danach wird er in die Vereinigten Staaten weiterreisen. Nur Stunden zuvor hatte Castros Regime wieder einige Dissidentinnen um Berta Soler von den „Damas de Blanco“, die sich für die Beachtung der Menschenrechte in Kuba einsetzen, in Arrest genommen.
Der Papst folgte mit kritischem Blick den Begrüßungsworten seines Gastgebers. Castro zitierte aus dem Apostolischen Schreiben „Evangelii Gaudium“ und der Enzyklika „Laudato si’“ – offenbar ein Versuch, Franziskus für seine sozialistischen Ideen zu vereinnahmen. „Diese Wirtschaft tötet“, Geld sei zum Maßstab aller Dinge geworden, hatte der Papst geschrieben. Castro sagte: „Das derzeitige internationale System ist unfair und unmoralisch. Es hat das Kapital globalisiert und Geld zum Idol gemacht.“ Als Minuten später das offene Papstfahrzeug vom Flugzeug zur Nuntiatur in Havanna fuhr, wo der Papst die drei Nächte verbringen wird, begrüßten ihn einige zehntausend Einwohner der Zwei-Millionen-Stadt. Aber während Franziskus bei solchen Anlässen sonst fröhlich zurückwinkt oder gar den Wagen anhalten lässt und Kinder herzt, sah Havanna fürs erste einen eigentümlich verhaltenen Oberhirte.