Unruhen in der Altstadt : Zahlreiche Verletzte bei Zusammenstößen in Jerusalem
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Polizisten nehmen einen Anhänger der extremistischen israelischen Gruppe „Lahava“ fest, die am 22. April zum Damaskustor in Jerusalem marschiert. Bild: AP
Handyvideos mit Szenen von Misshandlungen heizen die Spannungen in Jerusalem an. Rechtsextremistische jüdische Organisationen und Palästinenser liefern sich Auseinandersetzungen mit der Polizei.
Die Spannungen zwischen Juden und palästinensischen Arabern in Ostjerusalem dauern an. Hunderte vorwiegend junge Anhänger rechtsextremistischer jüdischer Organisationen marschierten in der Nacht zum Freitag vom Zionsplatz in Richtung des Damaskustors der Altstadt, einige riefen „Tod den Arabern“. Gleichzeitig stießen Hunderte Ostjerusalemer Palästinenser mit Sicherheitskräften zusammen; ihr Protest galt auch den Sicherheitsmaßnahmen in der Altstadt zum Ramadan. Dies gilt als Auslöser der seit einigen Tagen anhaltenden Unruhen.
Nach Angaben des Roten Halbmonds wurden bei den Ausschreitungen und durch die Sicherheitskräfte rund hundert Palästinenser leicht verletzt. Über verletzte jüdische Demonstranten wurde zunächst nichts bekannt. Mindestens fünfzig Personen wurden nach Polizeiangaben festgenommen, unter ihnen offenbar Juden wie Palästinenser.
Keine Versammlungen nach dem Fastenbrechen
Der Vorplatz des Damaskustors ist weiterhin weitgehend abgesperrt. Das macht die sonst üblichen Versammlungen im Ramadan nach dem Fastenbrechen auf den Stufen des symbolisch bedeutenden Ostjerusalemer Ortes unmöglich.
Zu dem Aufmarsch der Rechtsextremen hatte neben anderen Bentzi Gopstein aufgerufen, dessen Partei „Religiöser Zionismus“ im März in die Knesset gewählt worden ist. Gopstein verlangte, „jüdische Kontrolle wiederzuerlangen“ über das Damaskustor im annektierten Ostjerusalem. Das folgt auf Handyvideos, in denen Araber jüdische Personen in Jerusalem misshandeln. Andere Videos zeigen wiederum, wie Juden Araber willkürlich schlagen und treten.
Videoaufnahmen von Donnerstagabend zeigten einen Angriff jüdischer Extremisten, offenbar auf ein arabisches Wohnhaus in der Altstadt. Weitere Aufnahmen zeigten, wie arabische Jugendliche einen jüdischen Autofahrer in Wadi Joz zusammenschlugen, nachdem dieser das Fahrzeug nach Steinwürfen verlassen hatte.
Mehrere Polizisten, die beide Seiten voneinander und vom Damaskustor fernhielten, wurden durch Flaschen- und Steinwürfe verletzt. Die Lage beruhigte sich am Freitag zunächst, auch nach den Freitagsgebeten. Während die amerikanische Botschaft in einer Mitteilung „tiefe Besorgnis“ über die Vorgänge äußerte und zur Ruhe und Ordnung aufrief, schwieg Israels Regierung zu den Vorfällen. Hunderte Sicherheitskräfte waren im Einsatz.