Zum Tod von Ahmad Seif El-Islam : „Stattdessen gab ich dir die Gefängniszelle weiter“
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Zusammen mit seiner Familie kämpfte Ahmad Seif El-Islam wie kaum ein anderer für die Demokratie in Ägypten. Unter Husni Mubarak wurde er inhaftiert und gefoltert. Nun ist er im Alter von 63 Jahren gestorben. Zwei seiner Kinder sitzen weiter im Gefängnis.
Einer der großen ägyptischen Menschrechtsaktivisten ist tot. Ahmad Seif El-Islam starb an diesem Mittwoch im Alter von 63 Jahren. Er sei nach einer offenen Herzoperation Anfang des Monats ins Koma gefallen, teilte seine Familie mit. Schon seit zwei Wochen sei er nicht mehr bei Bewusstsein gewesen.
Seif El-Islam war einer der ersten, der gegen die Menschenrechtsverletzungen unter Präsident Husni Mubarak aufbegehrte. 1983 wurde er zum ersten Mal verhaftet. In den fünf Jahren Gefängnis wurde er gefoltert, so dass er nach seiner Freilassung den Kampf gegen die Folter in den Mittelpunkt seiner Arbeit stellte.
Im Jahr 1999 gründete Seif El-Islam das „Hisham Mubarak Law Centre“; Hisham Mubarak war ein Menschenrechtsaktivist, der 1998 an den Folgen eines Herzinfarkts im Alter von nur 35 Jahren gestorben war. Seif El-Islam unterstützte über das neue Zentrum Folteropfer und setzte sich für willkürlich verhaftete Personen ein. Für sie zog er unermüdlich vor die Gerichte. Die Diffamierungskampagnen, die Regierung und Justiz gegen ihn führten, konnten ihm nichts anhaben.
Während der Proteste des Jahres 2011 rühmte er die neu errungenen Freiheiten, die aber nicht lange dauerten. Die Büros des „Hisham Mubarak Law Centre“ dienten den Demonstranten als Treffpunkte, so dass die Sicherheitskräfte immer wieder Razzien durchführten.
Seine Frau Leila Soueif lehrt Mathematik an der Universität Kairo und ist ebenfalls politische Aktivistin. Zwei ihrer drei Kinder, Sohn Alaa Abd al Fattah und Tochter Sanaa Seif, werden nicht an seiner Bestattung teilnehmen können. Sie haben sich der Arbeit ihrer Eltern verschrieben und sitzen daher ebenfalls in Gefängnissen Haftstrafen ab.
Der 1981 geborene Alaa Abd al Fattah ist einer der wichtigsten ägyptischen Blogger und Entwickler von Software. Mehr als jeder andere Aktivist hatte er nach dem Begin der Proteste am 25. Januar 2011 entscheidenden Anteil, dass Informationen über die Gewalt der Sicherheitskräfte rasch weltweit verbreitet wurden. Seine Mutter begann damals einen Hungerstreik, um seine Freilassung zu bewirken.
Bei der abermaligen Festnahme seines Sohnes im Januar dieses Jahres sagte Ahmad Seif El-Islam: „Ich hatte mir gewünscht, dass du eine demokratische Gesellschaft erbst, die deine Rechte schützt, mein Sohn, stattdessen gab ich dir die Gefängniszelle weiter, in der ich saß, und in der nun du sitzt.“ Im Juni wurde Alaa Abd al Fattah zu 15 Jahren Haft verurteilt.