Flüchtlingsdrama im Mittelmeer : Private Rettungsmission vor Libyens Küste
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Das Schiff „Phoenix“ der Hilfsorganisation MOAS im Hafen von Malta. Bild: dpa
Mehreren tausend in Seenot geratenen Flüchtlingen hat die Hilfsorganisation „MOAS“ 2014 geholfen. Ab Mai sticht ihr Rettungsschiff wieder in See. Ein Großteil des benötigten Geldes kommt dabei aus Deutschland.
Noch ist die maltesische Hilfsorganisation „Migrant Offshore Aid Station“ (MOAS) unbekannt. Das könnte sich aber bald ändern. Denn ähnlich wie Harald Höppner, der mit seiner privaten Initiative „Sea Watch“ Flüchtlingen im Mittelmeer helfen will, kommt MOAS Flüchtlingen vor der Küste Libyens zur Hilfe.
Vom 2. Mai an operiert die Hilfsorganisation mit ihrem Rettungsschiff „Phoenix“ dort wieder. Es wird die zweite Rettungsmission sein, die MOAS durchführt. Bei der ersten Mission im vergangenen Jahr konnte sie 3000 Menschen helfen. Neben dem Schiff kamen dabei auch Drohnen und Luftschlauchboote zum Einsatz. Eigentlich sollte das Rettungsschiff Ende Oktober 2014 wieder auslaufen. Doch dann kamen bei der Organisation, die auf Spenden angewiesen ist, Finanzierungsprobleme auf.
Dass die Mission jetzt wieder aufgenommen werden kann, ist laut Martin Xuereb besonders deutschen Spendern zu verdanken. Mehr als die Hälfte der Spenden stamme aus Deutschland. Xuereb ist ehemaliger Offizier der maltesischen Marine. Seit Februar 2014 ist der gebürtige Malteser Direktor bei MOAS und koordiniert die Rettungseinsätze.
Gegenüber FAZ.NET betonte Xuereb, wie wichtig auch Hilfestellungen aus der Politik seien. Zum jetzigen Zeitpunkt sei es vor allem wichtig, dass die Priorität der Rettungsmissionen anerkannt werde. Erste Ansätze zeige die EU mit ihrem Zehn-Punkte-Plan. In dem verspricht die EU-Kommission, der europäischen Seenothilfe mehr Gelder und Schiffe zur Verfügung zu stellen. Das Programm läuft seit November letzten Jahres unter dem Namen „Triton“ und hat seinen Schwerpunkt vor der italienischen Küste.
Guter Wille alleine reicht nicht
Die Rettungsmissionen seien aber nicht alleine von der EU und der Küstenwache zu bewältigen, glaubt Xuereb. Deswegen sieht er Organisationen wie die seine in der Pflicht. Dafür brauche man mehr Menschen „mit dem Herz am rechten Fleck“ – und vor allen Dingen den nötigen Fähigkeiten. Bei den Mitarbeitern von MOAS handele es sich ausschließlich um erfahrene Seeleute, Sicherheitsexperten und Mediziner.
Die „Phoenix“, das Rettungsschiff der Hilfsorganisation, nahm während seiner Einsätze im vergangenen Jahr 1500 Menschen an Bord. Manche übergab die Schiffscrew dann an italienische Boote der „Mare Nostrum“-Initiative. Andere setzte die „Phoenix“ an Mittelmeerhäfen ab, die ihnen die „Rescue Coordination Centres“ (RCC) zugewiesen hatten. Bei diesen Zentren handelt es sich um Einrichtungen von Küstenstaaten, die Such- und Rettungsaktionen koordinieren. Die Zusammenarbeit mit den RCCs bezeichnete Xuereb als sehr positiv.
Was aus den an Bord geholten Flüchtlingen geworden ist, weiß Xuereb nicht. Deren langfristige Versorgung und Unterbringung geht über die Kompetenzen seiner Hilfsorganisation hinaus.
Natürlich können nicht alle Menschen an Bord genommen werden. Nur dann, wenn eine akute Lebensgefahr besteht, etwa durch Krankheit oder Schiffbruch, würden Flüchtlinge an Bord geholt. Die Übrigen bekommen Schwimmwesten und Verpflegung. Wo Bedarf besteht, nimmt die Crew der „Phoenix“ kleinere Reparaturen an den Flüchtlingsbooten vor.
Hilfe durch einen Multimillionär
Für Xuereb selbst begann alles im Januar 2014. Zu der Zeit war er als Sicherheitsberater auf Malta tätig. Dann erhielt er einen Anruf von Chris Catrambone, dem Mann, der die Idee für MOAS hatte. Der Amerikaner, der mit einem eigenen Versicherungskonzern zum Multimillionär wurde und seit Jahren auf Malta lebt, hatte 2013 während eines Yachtausflugs auch Lampedusa angesteuert. Die Vorstellung, am Strand von Lampedusa im gleichen Wasser zu baden, in dem hundert Meter vor der Küste Menschen ertrinken, bewegte Catrambone. Er sah sich gezwungen zu handeln. In Martin Xuereb fand der Amerikaner den idealen Partner für seine Rettungspläne. So entstand MOAS.
Die Nachricht von Harald Höppner und seiner „Sea Watch“ ist schon bis nach Malta durchgedrungen. Xuereb find die Aktion gut, vor allem weil Höppner sich auf das Erspähen von Flüchtlingen beschränken will. Die Aufnahme und Versorgung der teilweise schwer traumatisierten Flüchtlinge sollte generell Profis überlassen werden, findet Xuereb. Für unerfahrene Freiwillige sei es nicht die richtige Gelegenheit, ihre Hilfsbereitschaft unter Beweis zu stellen.