Schutzlos vor der Rache der Taliban
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Mustafa Alizai arbeitet als Übersetzer für die ausländischen Truppen der ISAF-Mission in Afghanistan. Bild: privat
Mustafa Alizai hat in Afghanistan als Ortshelfer für die Bundeswehr gearbeitet. Jetzt lebt er mit seiner Familie in ständiger Furcht vor Racheakten der Taliban. Von Deutschland fühlt er sich im Stich gelassen.
Es ist ein Arbeitstag wie jeder andere in Kabul, und Mustafa Alizai nimmt Abschied von seiner Familie. Eine Umarmung für die kleine Tochter, ein Kuss für die hoch schwangere Frau. In wenigen Wochen erwartet das Ehepaar einen Sohn. Aber Alizai quält die Ungewissheit, ob er die Geburt miterleben wird. Er gibt seiner Familie ein paar Anweisungen, falls der Ernstfall eintreten und er nicht zurückkehren sollte. Erst dann lässt er die Haustür hinter sich. So beschreibt Alizai, dessen wirklicher Name ein anderer ist, seinen Alltag. Er lebe, sagt er, in ständiger Todesangst.
Die Sicherheitslage in Afghanistan ist seit Jahren schlecht. Mit dem Abzug der ausländischen Truppen nach mehr als zwanzig Jahren ist die Aussicht auf Frieden noch ungewisser geworden. Die Taliban setzen die fragile Regierung unter Druck. „Es wird schlimmer von Tag zu Tag. Wir leben in einem Zustand konstanter Angst“, sagt Alizai. Sein Magen verkrampfe sich, erzählt er, wann immer das Taxi, das ihn ins Büro bringt, Basare, Moscheen, belebte Straßen passiere. Alles Orte mit vielen Menschen, alles potentielle Ziele. Aber auch einzelne Personen geraten ins Visier der Taliban und anderer militanter Gruppen. Gerade Alizai befindet sich allgegenwärtig in Lebensgefahr. Denn als Ortshelfer arbeitete er einst mit den ausländischen Truppen zusammen – auch mit der Bundeswehr. Das macht ihn zum Ziel.
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