
Nach dem Abzug der Bundeswehr : Afghanistan bleibt ein Problem
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Ein afghanischer Polizist an einem Kontrollposten in Jalalabad im Osten des Landes Bild: AP
Wenn die Taliban wieder größeren Einfluss am Hindukusch gewinnen, könnte es noch mehr Flüchtlinge geben. Deshalb sollte Deutschland Afghanistan weiter beistehen.
In Afghanistan haben Amerika und Europa nicht mehr die gleichen Interessen. Für den amerikanischen Präsidenten Joe Biden stellt sich wie für seinen Vorgänger primär die Frage, ob ein Abzug zu einem Wiederaufflammen der Terrorgefahr führen könnte, die von dem Land einst ausging. Da lässt sich keine sichere Prognose erstellen.
Klar ist allerdings, dass Al Qaida und andere dschihadistische Gruppen immer noch aktiv sind. Fachleute vermuten, dass sie erst in ein paar Jahren wieder zu einer direkten Bedrohung für Amerika werden könnten. Das Problem ist also zumindest kein drängendes.
Überhastet und ohne Absicherung
Ganz anders die Flüchtlingsfrage, und die betrifft in erster Linie Europa. Afghanische Asylbewerber waren in den ersten drei Monaten dieses Jahres die zweitgrößte Gruppe von Antragsstellern in Deutschland. Gerade weil der Abzug nun überhastet und wahrscheinlich ohne politische Absicherung stattfinden wird, dürften die Fluchtursachen eher zu- als abnehmen. Je mehr Einfluss die Taliban wieder auf den Alltag im Land nehmen können, je mehr Gebiete sie unter Kontrolle bekommen, desto größer wird gerade für junge, westlich orientierte Afghanen der Anreiz, die Heimat zu verlassen.
Die deutsche Politik sollte alle Mittel, die ihr jetzt noch bleiben, nutzen, um diesen Prozess abzubremsen: von der Ausbildung afghanischer Kräfte in Deutschland über die Zusammenarbeit von Polizei und Justiz bis zur Entwicklungshilfe. Der Abzug der Bundeswehr heißt nicht, dass uns gleichgültig sein kann, was am Hindukusch geschieht.